Finanziers des Deutschen Reiches

Dresdner und Deutsche Bank sind 130 Jahre im Geschäft, von Krieg, Frieden und Nazis profitierend

BERLIN taz ■ Deutsche und Dresdner Bank sind uralte Konkurrenten. Die ältere und stets größere der beiden war die Deutsche Bank. 1870 von einer Gruppe unter Leitung Georg von Siemens’ in Berlin gegründet, sollte die Aktiengesellschaft den Finanzbedarf der stark expandierenden deutschen Konzerne decken. Die bis dahin vorherrschenden Privatbankiers konnten die dafür nötigen Summen nicht mehr aufbringen. 1870 und 1871 wurden auch die Commerzbank in Hamburg und die Dresdner Bank gegründet.

Die Deutsche Bank entwickelte sich schnell zum führenden Kreditgeber im Reich. Die Vormachtstellung wurde 1929 zementiert durch die Fusion mit der damals zweitgrößten deutschen Bank, der Disconto-Gesellschaft von 1851. Mit Hitler als Reichskanzler hatten die Banker keine erkennbaren Probleme – schließlich kurbelte die anlaufende Kriegswirtschaft das Geschäft an und die Arisierung versprach Kontrolle über immer weitere Firmen und Maklerprovisionen. Die Deutsche Bank hatte maßgeblichen Einfluss auf die meisten kriegswichtigen Betriebe, von AEG über Daimler-Benz oder die Rheinischen Braunkohle bis zum Chemiekonglomerat I.G. Farben.

Geradezu rabiat schlug sich die Dresdner Bank auf die Seite der Nazis. Sie galt als SS-Hausbank. Wie die Deutsche Bank rückte sie mit den Truppen vor und requirierte Unternehmen in den besetzten Ländern. Durch den Schulterschluss mit Nazigrößen holte die Dresdner Bank auf. Noch nach dem Krieg war sie Deutschlands Bank Nummer zwei. Erst durch die Fusion Bayerische Hypo/-Vereinsbank wurde sie 1998 auf den dritten Platz verwiesen.

Nach der Kapitulation gerieten Deutsche und Dresdner Bank ins Visier der Besatzungsmächte. Der OMGUS-Bericht der US-Militärregierung empfahl, dass „1. Die Deutsche Bank liquidiert wird, 2. die verantwortlichen Mitarbeiter ... als Kriegsverbrecher vor Gericht gestellt werden.“ Ähnliches galt für die Dresdner Bank.

Die Großbanken wurden 1945 auch wirklich zerschlagen, Geschäft und Besitz in Ostdeutschland enteignet. Offiziell dauerte es bis 1957, bis die Großbanken wieder ohne Gebietsbeschränkungen arbeiten und sich neu gründen durften. Ihr Einfluss war jedoch schon vorher stark wie eh und je. Der schon in Kriegszeiten als Bankmanager gestählte Vorstandssprecher der Deutschen Bank, Josef Abs, galt als Sinnbild des Rheinischen Kapitalismus – mit seinen Dutzenden von Aufsichtsratsmandaten in den wichtigsten deutschen Konzernen symbolisierte er das Mitspracherecht der Banken bei allen wichtigen unternehmerischen Entscheidungen der Bundesrepublik.

In den letzten Jahren hat die Deutsche Bank den Einstieg in das internationale Geschäft forciert. Sie kaufte die angelsächsische Investmentbank Morgan Grenfell, um vom wachsenden Börsen- und Fusionskarussell zu profitieren. Ende 1998 folgte die Ankündigung, die US-Bank Bankers Trust für 17 Milliarden Mark zu kaufen. Damit war die Deutsche Bank die größte der Welt. Die Dresdner Bank kaufte 1995 die britische Kleinwort Benson, arbeitete mit Banken im Ausland zusammen. Trotzdem fehlte ihr nach Meinung von Experten die Größe zum Global Player. Das hat sich nun erledigt. Nun müssen es die beiden Konglomerate nur noch schaffen, ihre einzelnen Bereiche zueinander zu führen. REINER METZGER

Literatur: Eberhard Czichon: „Die Bank und die Macht“. PapyRossa Verlag 1995