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„Wir sind keine Frauenfrauen mehr“

Katja Husen vom grünen Jugendbündnis über ihren Brandbrief gegen den Alice-Schwarzer-Feminismus

taz: Was hat Alice Schwarzer Ihnen denn Böses getan, dass sie einen Streitbrief bekommt?

Katja Husen: Die Frauenbewegung unterstellt uns jungen Frauen, dass wir mit unserem Spaßfeminismus die ganze Bewegung lächerlich machen. Das sind wir leid. Unsere Art von Frauenpolitik hat einfach einen anderen Stil – auch wenn uns die Feministinnen von damals natürlich geprägt haben.

Wie sieht Ihr neuer Stil aus?

Wir wollen mehr mit anderen gesellschaftliche Gruppen machen – egal, ob das jetzt Arbeitslosenverbände oder Studis sind. Emma ist da viel selbstbezogener. Alice Schwarzer drischt etwa auf die Idee ein, Prostitution als Beruf anzuerkennen. Dabei übersieht sie, dass das die Prostituiertenverbände selbst fordern.

Ihre Kritik richtet sich konkret gegen „Emma“?

Nein, gegen die ganze Generation. Die meisten Frauenpolitikerinnen haben den Kontakt zur Realität vieler Frauen verloren: Junge Frauen oder die, in deren Leben Feminismus nicht das größte Problem ist, weil sie vielleicht gerade keinen Job und kein Geld haben. Mit solchen Frauen müssen wir diskutieren: Dass ihre Probleme verstärkt werden, weil sie Frauen sind.

Heißt das, Gleichstellungspolitik ist Luxus?

Nein. Es gibt Themen, die völlig unstrittig sind: Eigentlich ist es doch gesellschaftlicher Konsens, dass man den Frauenanteil in den Unternehmen steigern muss. Dazu bräuchte Frauenministerin Bergmann viel mehr Unterstützung – und auch Druck aus der Gesellschaft. Dieser Druck kommt aber nicht, weil der Feminismus und die Frauenpolitik so in Verruf gekommen sind. Mit der Moralkeule und dem alten Unterdrückungsgeheul schreckt man jedenfalls potenzielle Unterstützerinnen ab. Das gibt es auch in meiner eigenen Partei: Da sitzen die Frauen, die seit Jahren Frauenpolitik machen, und bemitleiden sich gegenseitig, weil man sie nicht ernst nimmt.

Vielleicht werden Sie selber frauenpolitische Sprecherin – um den Laden aufzumischen?

Das ist schon ein wichtiger Job. Mein Ding ist es aber eher, wie das vieler anderer junger Frauen, Frauenpolitik mit anderen Themen zu verbinden. Wir sind keine „Frauenfrauen“ mehr.

Interview: HEIDE OESTREICH

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