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CDU kompromissbereit bei der Linie 4?

■ Bausenatorin Tine Wischer will jetzt einen Senatsbeschluss für den Bau der Straßenbahn Linie 4 bis Borgfeld / CDU gibt Hollerland-Trasse keineswegs auf

Wenn's nach der Senatorin für Bau und Umwelt, Tine Wischer (SPD), geht, wird der Senat nun endlich den Bau der Straßenbahn Linie 4 entlang des Langen Jammers bis nach Borgfeld beschließen. Eine Senatsvorlage sei in Arbeit, gab die Senatorin gestern bekannt. Ob sie bereits kommende Woche auf die Tagesordnung komme, sei noch unklar.

Die CDU steht der Planung skeptisch gegenüber. Fraktionssprecher Jens Eckhoff: „Der Koalitionsvertrag wird mit dieser Planung leider nicht eingehalten.“ Denn dort steht, auf der Lilienthaler Heerstraße (dem Langen Jammer) müsse ein „zügiger Verkehrsfluss auch mit Nebeneinander von LKWs“ möglich sein. 5,50 Meter sind die Fahrbahnen nach der aktuellen Planung breit, auf 30 Prozent der Strecke gar nur 5 Meter. 5,80 Meter breit hätten sie jedoch sein müssen, sagt Jens Eckhoff, das sei die Vorgabe. Aber man sei ja „immer kompromissbereit“. Nur dass an manchen Stellen fast 80 Zentimeter fehlen, „das kann über das Wohl und Wehe in dem ganzen Bereich entscheiden“. Und: „Bei diesem sensiblen Thema ist irgendwann die Schmerzgrenze erreicht.“ Die CDU werde die Planung „in Ruhe in den Gremien besprechen und dann Beschlüsse fassen.“ Aber, so Eckhoff, „wir sind nicht völlig auf Konfrontationskurs“. Dass mit der Verwirklichung der Planung aus dem Bauressort die Hollerlandtrasse vom Tisch sei, sieht Eckhoff keineswegs: „Im Koalitionsvertrag steht, dass die Option auf die Hollerlandtrasse bleibt, wenn der Individualverkehr nach dem zweiten Bauabschnitt nicht läuft.“

Das zweite Teilstück der Linie 4 reicht von der jetzigen Endstation an der Lilienthaler Heerstraße bis zur Borgfelder Allee/Ecke Hamfhofsweg. In Richtung Innenstadt hinter dem Lehester Deich auf der Länge von etwa 100 Metern ist die Fahrbahn nur fünf Meter breit, ebenso in der Gegenrichtung stadtauswärts von der Autobahnunterführung bis zur Kreuzung Kopernikusstraße. Danach wird die Fahrbahn wieder breiter und verjüngt sich 100 Meter weiter erneut bis zum Högerweg auf fünf Meter.

Wo die Straße 5,50 Meter breit ist, können Autos Lastwagen überholen, Lkw einander aber nicht. „Wir sind der Auffassung, dass das auch nicht erwünscht ist“, sagte die Senatorin. Sehr wohl aber sei es möglich, dass ein Lastwagen einen liegen gebliebenen Brummi überhole.

Dass die Straße nur fünf Meter breit ist, wäre stadteinwärts nur einmal der Fall – verkraftbar, findet Wischer. Überhaupt nicht, findet Helmut Pflugradt, baupolitischer Sprecher der CDU: „Wie soll da erst ein LKW an einem anderen vorbeikommen?“ Und: „Nur durch den Druck, den wir gemacht haben, hat sich in der Planung an einigen Stellen etwas verbessert.“

Verbessert hat sich die Situation an der Kreuzung Kopernikusstraße. Dieser Knotenpunkt, erklärte die Senatorin gestern, sei in der Planung „so aufgeweitet, dass der Verkehrsfluss optimal gelöst ist“. Künftig sollen zwei Rechtsabbiegespuren auf die Zufahrt zur Autobahn freie Fahrt statt Stau gewährleisten. Sprich: Auch für den „Individualverkehr“ sei eine Verbesserung in Sicht.

Es sind die Ergebnisse einer Simulation, die Tine Wischer so sicher machen, dass die Planung aufgeht. Denn die Studie einer Berliner Firma geht von einem „worst-case-Szenario“ aus: Zugrunde liegen einerseits das untere Limit an zu erwartenden Fahrgästen in der Straßenbahn, andererseits das Maximum an zu erwartenden Autos. Und selbst wenn kein Autofahrer auf die Bahn umsteigt, in diesem schlechtesten Fall, schwärmte Wischer, „ist der Erfolg in diesem Straßenzug vorprogrammiert“: kurze Wartezeiten, wenig Rückstau. Gerd-Axel Ahrens, Abteilungsleiter Verkehr im Bauressort: „Das wird flutschen.“ sgi

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