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Die Spezialmobilie

Dann doch lieber Schluss: Die Techno-Trutzburg Tresor feiert neunten Geburtstag, steht aber kurz vor dem Aus

Der Tresor feiert. Mal wieder. Im Tresor wird eigentlich ständig gefeiert. Jeder Abend, an dem die stets hochkarätigen DJs aus aller Welt auflegen, ist ja eine Feier. Und jetzt wird zum neunten Mal eben deswegen auf den Putz gehauen, dass man schon wieder ein Jahr mehr voller Parties auf dem Buckel hat. Doch dieses Mal ist es nicht so wie all die Jahre davor. Denn statt ein Geburtstagsständchen zu singen, luden alle möglichen Pressemeldungen auf Grund einer falsch verstandenen Presseerklärung seitens des Tresors schon zum Leichenschmaus ein. Diese Woche noch Geburtstag und dann ist Schluss, hieß es. Das stimmt aber nicht. Das mit dem Schluss voraussichtlich schon, aber eben noch nicht nächste Woche. „Bis zur Love Parade wollen wir schon noch durchhalten“, sagt die Geschäftsführerin des Tresors, Regina Baer. Was danach kommt, steht in den Sternen.

Denn der Tresor steht nun einmal auf einem spekulativen Filetstückchen in unmittelbarer Nähe zum Potsdamer Platz. Dieses Grundstück hat der Bund nach einem ersten Versuch 1995 nun zum zweiten Mal ausgeschrieben. Und da ja bekanntlich die Zukunft Berlins in allen Bereichen auf dem Potsdamer Platz vermutet wird, stehen nun die Investoren Schlange. Das Ende des Tresors ist also nahe, und damit wird dem viel zitierten Clubsterben in Berlin und in der deutschen Technoszene überhaupt die Krone aufgesetzt. Wenn der Tresor dicht macht, bleibt von den richtig großen Techno-Clubs in Deutschland nach der Schließung des Frankfurter Omens und des Berliner E-Werks eigentlich nur noch das Münchner Ultraschall übrig. Mit dem Ende des Tresors verliert das Modell Techno einen seiner wichtigsten Symbolspender. Techno, Tresor und Berlin galt immer als unverrückbare Einheit. Heute heißt es ja eher Techno, Berlin und Love Parade, und der Tresor steht da wie eine Trutzburg, in der man sich gegen das neue Berlin verschanzt. Anders als das WMF versucht man im Tresor gar nicht erst, sich den neuen Bedingungen durch eine Maulwurftechnik anzupassen.

Die einzige Möglichkeit für ein Überleben wird darin gesehen, mit Blick auf den unerschütterlichen Mythos und die Eintragungen in sämtlichen Reiseführern dieser Stadt, aus dem Tresor eine „Spezialmobilie für Techno“ zu machen. Gesucht wird ein Investor, der das schon länger geplante Projekt eines „Tresor Towers“ mittragen möchte. Hier wird hoch gepokert. Entweder darf der Tresor mitmachen bei der Etablierung der neuen Mitte am Potsdamer Platz. Oder Schluss. Dann doch lieber Schluss.

ANDREAS HARTMANN

Birthday Special, Fr und Sa ab 23 Uhr, Leipziger Str. 126 a, unter anderem mit Juan Atkins und Blake Baxter

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