: Alle Wege führen nach Berlin
Die Haupstadt will Rom als Touristenmagnet überholen. Als Lockmittel dienen die Schwulenszene und Silvester
Die Internationale Tourismusbörse (ITB), auf der sich bis heute 8.800 Aussteller aus 177 Länder präsentieren, ist nicht allein wegen des regen Publikumsinteresses ein Erfolg. Tourismus ist für die Stadt Berlin selbst ein Importschlager. Seit dem Umzug der Bundesregierung im vergangenen September stieg die Zahl der Übernachtungen um 30 Prozent. Derzeit liegt Berlin mit jährlich 9,5 Millionen Übernachtungen an vierter Stelle in Europa, hinter Rom und Paris. Die Topposition besetzt London mit 65 Millionen Übernachtungen.
Doch der Bettenrausch soll weiter gehen: „Wir wollen im nächsten Jahr Rom vom dritten Platz verdrängen“, sagt Natascha Kompatzki, Pressesprecherin der Berlin Tourismus Marketing GmbH (BTM). Durch das Ansprechen neuer Zielgruppen sollen neue Märkte erobert werden. In den USA hat die BTM zwei zahlungskräftige Gruppen ausgemacht, die jetzt speziell bedient werden sollen: Die Gay-Community und amerikanische Juden. Auf der ITB ist die Gay-Community erstmals vertreten und kann sich laut Kompatzki vor „Anfragen am Messestand kaum noch retten“. Berlin gelte im Ausland als tolerante Stadt mit einer lebendigen schwulen Szene. Bei einer Umfrage unter Schwulen und Lesben in den USA wurde Berlin noch vor Amsterdam und London als Reiseziel genannt.
Für amerikanische Juden seien ebenfalls spezielle Angebote geplant. Dazu habe es bereits Gespräche mit der Jüdischen Gemeinde in Berlin gegeben.
Außerdem wollen die Manager durch neue „Europarouten“ das Augenmerk auf Berlin lenken. In Zukunft sollen nicht mehr nur die klassischen Kombinationen London, Paris, Rom als Pauschaltour angeboten werden. Berlin will zusammen mit Dresden, Prag und Warschau in die Reisekataloge kommen. Zudem soll Silvester 2000 erneut zum Publikumsmagneten werden. Erneut hoffen die Tourismusmanager auf eine Millionen Besucher.
Wichtig sei für Berlin wie für die Tourismusbranche insgesamt die Präsenz im Internet. „Mittlerweile haben wir schon 70 Reservierungen pro Tag durch Online-Booking“, sagte Kompatzki. Grundsätzlich befassen sich auf der Messe in einem eigens dafür eingerichteten Ausstellungsbereich 134 Unternehmen mit dem Internet. Experten rechnen damit, dass in drei Jahren bereits jede fünfte Reise im Direktvertrieb, also übers Internet oder ein Call-Center verkauft wird. ANETTE ROLLMANN
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