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Die spießige Biene Maja und ihr Willy

Verbirgt sich hinter „Gesteinigt – Tod einer Luxuslady“ etwa ein neues Serienermittlerduo? (20.15 Uhr, RTL)

Sie betet vor der Tafel Paragrafen runter, er guckt popelnd aus dem Fenster. Polizeidozentin Monika Thiele (Sabine Orléans) und Kriposchüler Jens (Max von Thun) sind ein prima Gespann. Das Problem: Er weiß es noch nicht.

Als der Heißsporn mal wieder alles schmeißen will, bietet die Kriminalistin ihm einen Deal an. Bei ihrem nächsten Fall darf er ihr assistieren. Wenn er dann weiterhin keinen Sinn in der Arbeit sieht, kann er sich immer noch verabschieden. Das Angebot ist kaum verlockend: Thiele sieht aus wie eine Sachbearbeiterin bei der Sparkasse, und bei ihren Ermittlungen legt sie ein entsprechendes Temperament an den Tag. Andererseits sagt sie Sätze wie: „Ich gewinne immer. Ich beherrsche die Regeln.“

Sowas kommt natürlich gut an bei jemandem wie Jens, der sich für einen Checker hält, obwohl er nach dem Aufstehen schon mal vergisst seine speckigen T-Shirts nach außen zu krempeln. Thiele und Jens ergänzen sich perfekt. Etwa so wie die spießige Biene Maja und ihr instinktgesteuerter Freund Willy. Wie Pat und Patachon. Und dass das biedere Pummelchen und der ungewaschene Schlacks von niemandem so richtig ernst genommen werden, erweist sich bei ihrer Arbeit durchaus von Vorteil.

Natürlich ist es schon ein bisschen demütigend, wenn Jens einer Vorzimmerdame großkotzig mit seinem nagelneuen Polizeiausweis vor der Nase rumwedelt, die aber beim Anblick des bescheuerten Passbildes nur gemein grinst. Auch Thiele, die beim Ermitteln gern Pullover strickt, wird selten für voll genommen. Und sie tut wenig, um diesen Umstand zu ändern: Den mutmaßlichen Mörder, einen Makler, schnorrt sie sogar um eine Wohnung an.

Diesen notorisch unterschätzten Bullen schaut man gerne bei der Arbeit zu – und übersieht wohlwollend die Langatmigkeit, mit der Tathergänge beschrieben werden. Ein bisschen erinnert die betuliche Kombinatorik, mit der hier das kriminalistische Rätsel gelöst wird, an Jugendkrimis vom Schlage „TKKG“. Aber der Fall ist ja auch nicht sonderlich interessant, eher ausgelutscht: Entführung, Erpressung und Mord in der High Society. Aber vielleicht ist „Gesteinigt – Tod einer Luxuslady“ ja auch nur ein Probelauf für ein neues Ermittlerduo. Ausbaufähig, respektive serientauglich sind der zappelige Möchtegern-Cop, der in Action-Szenen schon mal auf langsam tuckernde Traktoren springt, und seine tantenhafte Vorgesetzte auf jeden Fall. Und die Zigarre, die sich Thiele am Ende zu einem Track der Hip-Hop-Chefin Missy Elliott ansteckt, hat sie sich jedenfalls verdient. CHRISTIAN BUSS

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