beiseite: „Verführerisches Berlin“ – ein Sex-Guide
ERST RECHT
Viele Menschen helfen Volker Hassemer, Michael Naumann und Marc Wohlrabe dabei, aus Berlin eine Großstadt zu machen. Vanessa Mehlitz zum Beispiel. Sie hat einen „unterhaltsamen Führer für romantische Stunden und erotische Erlebnisse“ verfasst: „Verführerisches Berlin“. Berlin hat das Potenzial, wieder wie schon „in den zwanziger und dreißiger Jahren neben New York“ zur „most erotic city of the world“ werden, weiß Vanessa Mehlitz – und erklärt. Wo man erotische Literatur kauft. Wo man Nacktputzer bestellt, wo man Dildos kauft und wo man sich piercen lässt. Und so weiter. Voll krass, das alles. Wie die „Homo-erotische Hauptstadt“: „Stadtbekannte Klappen sind beispielsweise die öffentlichen Toiletten am U-Bahnhof Mehringdamm“. Zuletzt erfährt man dann noch, dass Sex im Bel Ami – „einer der besten Clubs Berlins“ – ab 1.700 Mark aufwärts kostet. Na, so was. Das Beste an diesem „unterhaltsamen Führer“ ist allerdings das Vorwort. Nach einer Bestandsaufnahme der neuen deutschen Begeisterung für die sexuelle Eventkultur heißt es nämlich nicht, dass man das in Berlin nun „auch“ oder „endlich“ erleben dürfe. Sondern dass es „all das natürlich erst recht in Berlin“ gebe. „Natürlich“. „Erst recht“. „In Berlin“. Das ist die ganze Tragik des metropolitären Selbstverständnisses dieser Stadt. men
Vanessa Mehlitz: „Verführerisches Berlin“. Jaron Verlag, Berlin 2000, 120 Seiten, 16,80 DM
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