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Windmühlen im Wattenmeer

Plan für Offshore-Windpark vor Helgoland reizt Umweltschützer zur Kritik  ■ Von Heike Wells

Der Gedanke liegt nahe, die stetige Brise über der Nordsee in Energie umzuwandeln. Die Betreibergesellschaft WINKRA aus Hannover will nordöstlich von Helgoland den größten Windpark der Welt errichten. Vorgesehen sind in einem ersten Bauabschnitt 100 Anlagen mit einem Rotordurchmesser von 120 Metern und einer Leistung von jeweils fünf Megawatt. Zum Vergleich: Die derzeit in Serie gebauten Anlagen leisten 1,5 Megawatt. Frühestens 2005 könnten die ersten Offshore-Anlagen nach Einschätzung aus dem Kieler Energieministerium Strom produzieren.

An der Nordseeküste werden derzeit Informationen für und wider das Helgoland-Projekt gesammelt. So hat das nordfriesische Nationalpark-Kuratorium das Thema auf die Tagesordnung seiner nächs-ten Sitzung am Donnerstag gesetzt. Dass die von der Landesregierung in Kiel unterstützte „Offshore“-Nutzung von Windenergie zum Streitobjekt werden könnte, ist schon jetzt zu erkennen. Umweltschützer machen sich vor allem Sorgen um die Vogelwelt.

So ist der Landesnaturschutzverband besorgt, Windkraftanlagen auf hoher See könnten sich für Zugvögel als unüberwindliches Hindernis erweisen. Zuletzt haben Vertreter des Wilhelmshavener Institutes für Vogelforschung Bedenken angemeldet, dass sich der Windpark auf das Zugverhalten der Vögel auswirken könnte. Dabei ist das schleswig-holsteinische Wattenmeer eine wichtige Anlaufstelle für Zugvögel, besonders als Raststation auf dem so genannten ostatlantischen Flugweg.

Zudem ist das fragliche Seegebiet um Helgoland Heimat von Hochseevögeln wie Trauerente und Sterntaucher. Nicht zuletzt aus diesem Grund habe es die Landesregierung als Vogelschutzgebiet nach den so genannten FFH-(Flora-Fauna-Habitat-) Richtlinien bei der Europäischen Union angemeldet, sagte der Leiter des Umweltamtes beim Kreis Nordfriesland und Geschäftsführer des nordfriesischen Nationalparkkuratoriums, Rudolf-Eugen Kelch, auf Anfrage.

Kelch sieht noch „viele weitere offene Fragen“ im Zusammenhang mit der Offshore-Nutzung von Windenergie, zum Beispiel die des Landschaftsbildes und der Sicherheit auf See. Wegen dieser Unklarheiten habe das Kuratorium unter anderem die Betreiber des geplanten Windparks als Referenten eingeladen. Kelch: „Wir sind noch ganz am Anfang beim Sammeln von Informationen.“

Die Landesregierung kennt die Bedenken der Naturschützer. Energie-Staatssekretär Wilfried Voigt (Grüne) hat bei mehreren Anlässen denn auch betont, der Nationalpark Schleswig-Holsteinisches Wattenmeer sei „auf jeden Fall tabu“. In dem Planungsverfahren sei genügend Zeit für die notwendigen ökologischen Untersuchungen.

Auch der Bundesverband Windenergie (BWE) hat sich für eine gründliche ökologische Prüfung ausgesprochen. Erst danach solle eine endgültige Entscheidung fallen.

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