: Neuer Chef,schlanke BBC
Kaum war er da, wurde er auch schon wieder dementiert: Der Masterplan für eine neue BBC. Bis zu 1.000 Jobs stehen danach bei Großbritanniens öffentlich-rechtlichem Flaggschiff auf dem Spiel, umgerechnet rund 3,5 Millionen Mark sollen eingespart werden – und denen, die übrig bleiben, soll das Arbeiten endlich wieder Spaß machen.
Und das könnte sogar gelingen, denn BBC-Chef Greg Dyke will in erster Linie die unter seinem Vorgänger John Birt aufgeblasene Bürokratie zurückdrängen. Birt, von BBC-Insidern als stalinistischer Kontrollfreak verspottet, hatte in rund zehnjähriger Kleinarbeit eine kafkaeske Hierarchiepyramide errichtet, die heute über ein Viertel der Gesamteinnahmen der BBC auffrisst und eine ganze Armee mittelbegabter Manager ernährt. Verlierer waren die Programmmacher, die sich am Verwaltungsmehraufwand abarbeiteten und in Scharen zu privaten Sendern und TV-Produktionsfirmen überliefen.
Dyke will vor allem an der Spitze der Anstalt aufräumen, Insider prognostizieren ein „bloodbath at the top“, ein Blutbad in den Führungsgremien. Dass Dyke dabei nur die Birt’schen Auswüchse zurückdrängen will, greift allerdings zu kurz: Der neue Director General will selbst alle wesentlichen Entscheidungen in der Hand behalten – und führt seine Version von flacher Hierarchie ein: Gleich 16 noch zu schaffende Abteilungen werden ihm direkt unterstellt. Ungeschoren kommen nur die tatsächlich mit Programmproduktion befassten Abteilungen davon, sie erhalten ihren unter Birt beschnittenen Handlungsspielraum zurück – und den größten Teil des eingesparten Geldes.
Offiziell werden die rund 25.000 BBC-Mitarbeiter zwar erst in einigen Wochen informiert, doch schon morgen soll das Board of Governors, der BBC-Aufsichtsrat, die Pläne durchwinken. Dyke versuchte am Wochenende das BBC-Volk per Rundschreiben zu besänftigen, bestätigte darin aber tendenziell die in einem Branchenmagazin veröffentlichten Pläne. Immerhin der Tonfall der Hausmitteilung war schon streng neue BBC: Anstelle einer offiziösen Schlussformel stand da einfach: „Yours, Greg.“ stg
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen