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Chemie ist sich einig

Neuer Tarifvertrag in der Chemiebranche vereinbart. 2,2 Prozent mehr Gehalt, Altersteilzeit und danach Abfindungen statt Rente mit 60

aus BerlinBARBARA DRIBBUSCH

Der erste Tarifabschluss dieses Jahres in einer der großen Industriebranchen ist perfekt: Die 580.000 Beschäftigten der westdeutschen Chemieindustrie erhalten vom 1. Juni an 2,2 Prozent mehr Geld. Ein Jahr später steigen die Entgelte um 2,0 Prozent. Darauf einigten sich der Bundesarbeitgeberverband Chemie (BAVC) und die IG Bergbau, Chemie, Energie (IG BCE) in der Nacht zum Mittwoch im nordhessischen Bad Wildungen.

Das Kompromisspaket sieht außerdem die Verlängerung und den Ausbau des Altersteilzeit-Tarifvertrages vor.

Chemiearbeitnehmer ab 55 Jahren erhalten nunmehr einen auf sechs Jahre erweiterten Anspruch auf Altersteilzeit. Von dieser Regelung können maximal 5 Prozent der Belegschaft Gebrauch machen, um kleinere Betriebe nicht zu überfordern. Auch Teilzeitbeschäftigte können in Altersteilzeit gehen.

Chemiebeschäftigte, die nach der Altersteilzeit vorzeitig in Rente gehen, erhalten einen Teilausgleich für die dann fälligen Rentenabschläge, und zwar in Form einer Abfindung. Laut Gesetz ist für jedes Jahr des vorzeitigen Ausstiegs vor dem 65.Lebensjahr ein Abschlag von 3,6 Prozent bei der Rente fällig. Nach dem Chemie-Tarifabschluß sollen Arbeitnehmer, die vorzeitig gehen, für jeden Monat bis zum 65. Lebensjahr zwischen 450 und 750 Mark als Ausgleich erhalten – aber nur maximal für 48 Monate. Damit macht der Abfindungsbetrag im Höchstfall zwischen 21.600 und 36.000 Mark aus.

Außerdem wird der Chemie-Tarifvertrag über vermögenswirksame Leistungen insbesondere für jüngere Arbeitnehmer verbessert. Hierzu wird der bisherige jährliche Beitrag von 936 Mark vom Arbeitgeber ab 2001 auf 1.200 Mark aufgestockt.

Neu vereinbart wurde eine Öffnungsklausel zur Sicherung der Beschäftigung gegenüber tarifkonkurrierenden Bereichen. Mit Zustimmung der Tarifparteien können die Chemietarife per Betriebsvereinbarung an das Niveau konkurrierender Tarife angepasst werden. Dies betrifft zum Beispiel Betriebsteile wie Kantinen, die in den vergangenen Jahren verstärkt ausgegliedert wurden.

Die bestehende Chemieregelung über abgesenkte Einstiegstarife für Langzeitarbeitslose und Berufsanfänger wird verlängert, um dadurch weiterhin deren Einstellung zu erleichtern. Langzeitarbeitslose erhalten im ersten Einstellungsjahr 90 Prozent, Berufsanfänger 95 Prozent des sonst üblichen Tarifs.

Der Chemie-Abschluß zur Altersteilzeit ist besonders interessant vor dem Hintergrund der IG-Metall-Forderungen, eine Rente mit 60 für alle zu gewähren. IG-Metall-Sprecher Claus Eilrich erklärte gestern, der Chemie-Tarifabschluß sei kein Modell für die Metall-Tarifverhandlungen. Die IG Metall wolle einen Tarifvertrag, der allen Arbeitnehmern die Möglichkeit eröffne, im Alter von 60 Jahren vorzeitig in Rente zu gehen.

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