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standbild Die Auspuffer

„Die Motorrad Cops: Y – Wie alles begann“, Do., 20.15, RTL

Das Motorrad könnte die moderne Entsprechung des Zentauren sein. Halb Mensch, halb Pferd, verkörpert es die elementare Sehnsucht des Menschen nach, na ja, Freiheit. Künstlerischer Freiheit, denn plötzlich steht da dieser brennende Lastwagen quer auf der Straße. Gerade noch vorbeigeschrammt sind die Gangster, doch der Polizist auf seiner Dienstmaschine hält direkt drauf zu. Kein Bremsweg, kein Ausweg, das Ende. Der Beamte aber lässt seine BMW beherzt über das Hinterrad wegschmieren. Schlittert mit dem Gefährt unter dem tödlichen Hindernis hindurch. Und schießt, noch unter der funkenstiebenden Maschine eingeklemmt, mit der freien Hand auf die flüchtenden Halunken. Wer sich ein kindlich’ Gemüt bewahrt hat, wird an solchen Szenen seine Freude haben. Sogar Otto Schily sagt „Boah ey!“ und reibt sich die Hände.

Schließlich, so steht’s im Drehbuch, hat der „Innenminister selbst“ die Bildung eines „Risk-Teams für das LKA“ in Auftrag gegeben: „Die Motorrad Cops“ sollen immer dann zum Einsatz kommen, wenn’s brenzlig wird, knallt, kracht, kawummt, in Flammen aufgeht und „für die Allgemeinheit gefährlich“ wird. Im Pilotfilm wurde dafür halb Köln in Schutt und Asche gelegt, mit digitaler Nachhilfe natürlich. Ausgedacht hat sich das Spektakel die Kölner Produktionsfirma Action Concept („Alarm für Cobra 11“), freuen darf sich darüber vor allem RTL. Denn während die Konkurrenz von Sat.1 mit den „Helicops“ teuere Hubschrauber schreddert, lässt sich RTL seine Fahrzeugflotte von Ducati, Cagiva und BMW sponsorn. Jedenfalls blieb genug Geld übrig, die Gagen hoch dotierter Gäste zu bezahlen: Sky Dumont, Martin Semmelrogge oder Peter Sattmann sollen ein gewisses Niveau in eine Serie bringen, die unter ihren dilettierenden Hauptdarstellern mehr leidet als unter der alten RTL-Faustregel: Wer das Drehmoment einer Ducati auf die Straße bringt, der braucht kein Drehbuch mehr. ARNO FRANK

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