: Uni schult Ausländerbehörde
Nicht deutsche StudentInnen sollen zukünftig netter behandelt werden
Eigentlich sollten die MitarbeiterInnen der Ausländerbehörde gestern lernen, wie wichtig ausländische Studierende für eine „international ausgerichtete Universität“ sind und dass man sie dementsprechend behandeln sollte. Doch leider wurde aus der Schulungsveranstaltung ein langweiliger Werbe-Gag der Ausländerbehörde und des Auslandsamtes der Humboldt-Uni.
Die beiden Behörden wollen in Zukunft „noch besser“ kooperieren. Um den Andrang zu Semesterbeginn besser bewältigen zu können, führt die Ausländerbehörde jetzt erstmalig „Studententage“ durch: Am Mittwoch stehen die SachbearbeiterInnen von 7.30 Uhr bis 13 Uhr nur den ausländischen Studierenden zur Verfügung. An den drei Unis studieren 13.000 Nichtdeutsche. Doch anstatt anschaulich um mehr Verständnis für deren Situation zu werben, präsentierte der Leiter des Auslandsamts gestern im Frontalunterricht bis ins Detail, wie seine Verwaltung aufgebaut ist. Gelangweiltes Gähnen war die entsprechende Reaktion der MitarbeiterInnen der Ausländerbehörde. Sie wussten eigentlich nicht, warum sie zu dieser Veranstaltung verpflichtet worden waren. Probleme gebe es mit den Studierenden nur, wenn sie die durchschnittliche Studiendauer erheblich überschritten haben. „Wenn Leute über 20 Semester studieren oder schon seit zehn Jahren promovieren“, sagt Rita Garske, als Regierungsoberinspektorin für den Buchstabenbereich „ELM“ bis „ILH“ zuständig. Erst als von der Uni-Verwaltung angeregt wurde, die Formulare für die Studierenden der englischen Master-Studiengänge auch auf Englisch herauszugeben, murrten die MitarbeiterInnen: „Wir sind schließlich eine deutsche Behörde.“ Die Vorführung des Werbefilms des Deutschen Akademischen Austauschdienstes von 1996 war noch das unterhaltendste Highlight der Veranstaltung. Doch das einhellige Fazit war vernichtend: „Das ist geklaute Zeit und hat nichts mit unserer Arbeit zu tun.“
SILVIA LANGE
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