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Tochter erdrosselt

Depressive Mutter tötete schlafende 18-Jährige mit einem Telefonkabel. Geständnis vor dem Landgericht

Eine 45-jährige Mutter von zwei Kindern hat gestern vor Gericht die Tötung ihrer eigenen Tochter gestanden. Die Kassiererin hatte ihrer 18 Jahre alten Tochter im Schlaf am Morgen des 29. Mai 1999 ein Telefonkabel um den Hals gelegt und sie erdrosselt. Sie werde deswegen ihr ganzes Leben leiden, sagte die Frau zu Beginn des Mordprozesses.

Nach der Tat war die Frau aus ihrer Wohnung in Neukölln geflohen. Der 17-jährige Sohn hatte seine Schwester tot aufgefunden. Die Staatsanwaltschaft strebt die Unterbringung der Frau in einer Nervenklinik an, zumal sie wegen einer schweren seelischen Störung schuldunfähig gewesen sei. Die Angeklagte sagte im Prozess, ihr sei erst im Nachhinein bewusst geworden, dass sie etwas sehr Schlimmes getan habe. An jenem Morgen sei sie mit einem „unheimlichen Gefühl, Schwindel und Herzrasen“ aufgewacht. Dann sei es über sie gekommen, sie habe das Kabel genommen und ihre Tochter damit erdrosselt. Danach habe sie ihrem 17-jährigen Sohn die Tat gestehen wollen, sei aber aus der Wohnung geflüchtet. Der Lehrling hatte seine Schwester tot aufgefunden und die Polizei alarmiert.

Eine Erklärung konnte die Frau für ihre Tat bisher nicht geben. Vor der Polizei hatte sie ausgesagt, sie habe Schluss machen und die Kinder in den Tod mitnehmen wollen. Vor Gericht sagte sie, sie habe nicht mehr weiterleben wollen, aber nicht an die Tötung der Kinder gedacht. Ihr sei alles zu viel geworden, angespannt und matt habe sie ihre Arbeit kaum bewältigt. Hinzugekommen sei Angst nach einem Arztbesuch am Vortag. Der Frauenarzt habe nur Andeutungen gemacht, aber noch nicht erklärt, woran sie leide. Das Verhältnis zur Tochter bezeichnete die Mutter als normal mit den üblichen kleinen Streitereien. Auch der Sohn hatte keine besonderen Vorkommnisse bemerkt. Die Mutter allerdings sei in den letzten Tagen depressiv gewesen. dpa

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