Linkes Grummeln im grünen Apparat

Grüne Abgeordnete im Wendland treten aus. Radcke und Künast stoßen auf Widerstand von links

HANNOVER/BERLIN taz ■ Es sind nur sechs Mandate weniger, aber der Verlust für die grüne Seele dürfte immens sein: Im Kernland der Anti-AKW-Bewegung erklärten gestern sechs von sieben grünen Abgeordneten des Kreistags Lüchow-Dannenberg ihren Parteiaustritt. Begründung: Die Beschlüsse des Karlsruher Parteitags vor zehn Tagen hätten „eine große Enttäuschung und eine Niederlage für die Anti-Atom-Bewegung“ bedeutet.

Während die Ausgetretenen künftig als „Grünen Liste Wendland“ Politik machen wollen, erwägen auch Anti-AKW-Kämpfer anderswo den Austritt. „Ich stehe vor derselben Problematik“, sagte der als „Brokdorf-Kläger“ bekannt gewordene Karsten Hinrichsen der taz. Angesichts der Karlsruher Beschlüsse müsse man sich fragen, „ob es nicht vergebliche Liebesmüh ist, die Fahnen hochzuhalten“.

Auch bei führenden grünen Linken sorgt man sich um das Profil. So stoßen die beiden Kandidatinnen der Linken für den Parteivorsitz, Renate Künast und Antje Radcke, auf Widerstand im eigenen Lager. Die Bundestagsabgeordnete Annelie Buntenbach kritisierte gegenüber der taz, weder in der Sozialpolitik noch in der Frage deutscher Militäreinsätze hätten Radcke und Künast bisher linke Positionen vertreten. Auch der Bundestagsabgeordnete Christian Ströbele äußerte sich skeptisch zu Radcke und Künast und wollte weitere Kandidaturen für den Parteitag am 23./24. Juni in Münster nicht ausschließen. pat/üo

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