: Die Toiletten des Standorts
A3XX: Endmontage als Gaunerstück? Umweltschützer und Regenbogen fordern vom Hamburger Senat Ende der Planungen ■ Von Sven-Michael Veit
Der A3XX ist tot, glaubt Norbert Hackbusch. In Hamburg jedenfalls, meint der Bürgerschaftsabgeordnete des Regenbogen, „wird die Endmontage nicht stattfinden“. Alle Anzeichen deuteten darauf hin, dass Airbus Industries den projektierten Riesen-Flieger im französischen Toulouse montieren lassen will. Damit gebe es keine Grundlage mehr für den Hamburger Senat, die Planungen für die Zuschüttung des Mühlenberger Lochs und die Erweiterung des Dasa-Werkes Finkenwerder fortzusetzen: „Das Planfeststellungsverfahren muss umgehend eingestellt werden“, forderte Hackbusch ges-tern im Rathaus zusammen mit VertreterInnen mehrerer Umweltschutzverbände.
BUND-Geschäftsführer Manfred Braasch forderte, das Mühlenberger Loch dürfe als „zentrale Drehscheibe des Vogelzugs in Nordeuropa“ nicht für die Werkserweiterung eines Privatunternehmens geopfert werden. Eine Genehmigung der EU-Kommission dafür könne er sich „nicht vorstellen“. Der von Hamburg vorgesehene ökologische Ausgleich durch Flächen in der Haseldorfer Marsch könne „nicht zeitgleich“ erfolgen, das sei aber vom EU-Umweltrecht „zwingend gefordert“.
„Gerüchte sind keine Grundlage für Senatsentscheidungen“, erklärte Bernd Meyer, Sprecher der Wirtschaftsbehörde, gegenüber der taz. Der Senat erwarte „sehr schnell“ grünes Licht von der Umweltkommission der EU in Brüssel für seine Planungen, und dann werde man optimistisch der Entscheidung von Airbus für den Standort Hamburg harren. Brigitte Köhnlein, Sprecherin des grünen Umweltsenators Alexander Porschke, lehnte es ab, „Spekulationen zu kommentieren“.
In den vergangenen Wochen war in Fachkreisen gemunkelt worden, dass Airbus lediglich Teile des Innenausbaus der A3XX in Finkenwerder fertigen wolle. Das Flugzeug selbst würde, sofern es überhaupt gebaut werde, in Toulouse montiert und dann als Rohbau nach Hamburg fliegen. „Hier würden nur noch die Klos eingebaut werden“, interpretiert das Hackbusch. Das sei „keine Endmontage“, welche die rot-grüne Rathaus-Koalition als Grundlage einer Werkserweiterung vereinbart hatte. Dass von einer „Teilendmontage“ oder „zwei Standorten für die Endmontage“ geredet werde, sei ein „Gaunerstück der Dasa, um Hamburg und Toulouse gegeneinander auszuspielen und doppelt Subventionen zu kassieren“, vermutet Hackbusch.
Meyer räumte ein, dass es „keine politische Definition des Begriffs ,Endmontage' gibt“. Er kenne nur die „produktionstechnische Werksdefinition“, und an die „halten wir uns“. Für die Dasa umfasst der Begriff die Gesamtherstellung „bis zur Auslieferung an den Kunden“.
Das bestätigt die Befürchtungen der Altländer Obstbäuerin Gabi Quast vom Schutzbündnis für die Elbregion. Damit drohe weiterhin dem Dorf Neuenfelde südlich des Dasa-Geländes, für die Verlängerung der Werkslandebahn zerstört zu werden. Und das alles „für ein paar Toiletten“.
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