: Teure Kredite für Handwerker
Geldinstitute werden kleinen Betrieben die Zinsen erhöhen, wenn eine neue Richtlinie der Bank für Internationalen Zahlungsausgleich greift. Vorschrift soll globale Krisen vermeiden helfen. Verbände des Mittelstandes machen mobil
von HERMANNUS PFEIFFER
Dass die Banken vielen kleinen Betrieben den Geldhahn zudrehen, befürchtet der Zentralverband des Deutschen Handwerks (ZdH). Nach einer neuen Richtlinie, dem so genannten „Basler Akkord“, soll zukünftig das Eigenkapital jedes einzelnen Kreditinstitutes den individuellen Risiken angepasst werden. Zudem sieht der richtungsweisende Entwurf aus der Basler Bank für Internationalen Zahlungsausgleich (BIZ) erstmals eine tragende Rolle für Rating-Agenturen vor. Leidtragende könnten gerade Handwerksbetriebe sein.
„Es besteht die Gefahr, dass Kredite, die heute noch vergeben werden, morgen nicht mehr möglich sind“, sorgt sich der Handwerksverband. „Allgemein befürchten wir eine Verschlechterung der Kreditkonditionen“, so eine Sprecherin des ZdH. Schließlich hängen 90 Prozent der Firmen mit ihrer Existenz am Kredithahn, und der Weg zur Börse ist den meisten versperrt. Der Mittelstand ist in Aufruhr. Ausgelöst hat diesen die Bank für Internationalen Zahlungsausgleich in Basel, eine Art internationales Spitzeninstitut der Zentralbanken. Sie sorgt sich ihrerseits vorrangig um die Sicherheit der Finanzmärkte. Der Asien-Crash 1997 und das russische Rubel-Desaster 1998 haben die globale Anfälligkeit von Kredit und Kapital nachhaltig bewiesen. Fast unberührt von den Krisen blieben jedoch die hoch entwickelten Finanzmärkte der USA und Deutschlands – ein Grund: solide Banken mit viel Eigenkapital.
Acht Prozent eines Finanzgeschäftes müssen hierzulande in Form von (teurem) Eigenkapital als Sicherheit zurückgelegt werden. Die BIZ will nun solche Standards zum weltweiten Maßstab erheben. Zugleich wollen die BIZ-Banker weg von Pauschalregeln und vom Acht-Prozent-Dogma. Am liebsten würden sie die Banken Risiko für Risiko selber einschätzen lassen. Wer viele lukrative Großkunden hat, muss dann relativ wenig Eigenkapital zurücklegen.
Kritiker halten die globale Sicherheitsidee des Basler Akkords (auch: „Basel II“) für richtig, die Ausführung jedoch für „unausgereift“. So könnte die Richtlinie den hiesigen Mittelstand teuer zu stehen kommen. Ein Kredit an kleine und mittlere Firmen ist nun einmal im Schnitt risikoträchtiger als einer an Daimler oder Siemens. Dafür wird ohnehin von den Kleinen ein (Risiko-) Zuschlag gezahlt. Die neue BIZ-Richtlinie würde Banken und Sparkassen zusätzlich zwingen, mehr Eigenkapital zurückzulegen. Die Folge: Darlehen für Gewerbekunden würden noch teurer. „Wir betrachten die Entwicklung mit großer Sorge“, klagt Stefan von der Heiden vom Bundesverband mittelständische Wirtschaft (BVMW).
Damit allerdings nicht der ganze Basler Akkord zur Dissonanz wird, sollen – auf US-amerikanischen Wunsch hin – Rating-Agenturen die Risiken bewerten. Bislang ist Rating international zu 90 Prozent ein US-Business, welches sich hauptsächlich Moody’s und Standard & Poor’s aufgeteilt haben. Eine „Europa-Agentur“ scheiterte bislang an nationalen Konzern-Egoismen. Hierzulande ist eine solche externe Bewertung nicht einmal bei allen DAX-Aktiengesellschaften üblich, geschweige denn im Mittelstand.
Da kommen weitere Kosten auf manchen Großen und auf alle Kleineren zu. Eine Rating-Pflicht täte „uns nicht gut“, befürchtet auch der Präsident des Verbandes Gesamttextil, Josef Beckmann.
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