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KommentarStarker Abgang

■ Warum der souveräne Rücktritt von Rosemarie Raab vorbildlich ist

Sie geht, wie sie gearbeitet hat: ruhig, gelassen, souverän. Das Heft des Handelns hat Rosemarie Raab sich noch nie gern aus der Hand nehmen lassen, das bewies sie gestern erneut und zugleich zum letzten Mal.

Nach über zwölf Jahren in einem der härtesten Jobs, den die Politik dieses Stadtstaates zu bieten hat, ist sie ihres Amtes verständlicherweise müde. Unzählige harte Auseinandersetzungen mit Betroffenen, Interessensgruppen und nicht zuletzt den Medien musste sie überstehen. Unter Beweis stellte sie dabei stets, dass sie konsequent und durchsetzungsfähig ist, aber nicht rechthaberisch, dass sie zum Dialog bereit ist, sich aber nicht unterbuttern lässt.

Das haben nicht nur politische Gegner zu spüren bekommen, sondern auch die, welchen Raab zu Beginn ihrer Amtszeit noch als eine der ihren galt. Die heftigen Fehden, die sie vor allem mit der GEW auszutragen hatte, erinnerten bisweilen an Feindseligkeiten unter zerstrittenen Ex-Freunden.

Auch den Tag ihres Rücktritts hat Rosemarie Raab allein bestimmt und damit alle überrascht. Sie hat einen taktisch klugen Zeitpunkt gewählt: Die Wahl im Nachbarland Schleswig-Holstein ist vorbei, die SPD hat sich stabilisiert, in der Hamburger Schulpolitik ist es gerade relativ ruhig, wesentliche Aufgaben hat sie erledigt. Neue will sie von Beginn an ihrer Nachfolgerin überlassen, die nun noch anderthalb Jahre bis zur Bürgerschaftswahl und damit ausreichend Zeit hat, um eigenes Profil zu erwerben.

Das ist alles stimmig, das ist souverän. Das ist vorbildlich.

Sven-Michael Veit

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