: Nax hat Geburtstag
Drei Jahre Natur-Aktien-Index: Aus 1.000 Mark wären bei einer Anlage in eine der 20 „grünen“ Aktien seit 1997 rund 2.000 Mark geworden
Der Natur-Aktien-Index – kurz Nax genannt – wird drei Jahre alt. Er wurde Anfang 1997 im Auftrag des Monatsmagazins natur & kosmos in München vom Wiener Öko-Invest-Verlag als ökologischer Aktienindex entwickelt. Er sollte langfristig zeigen, dass man mit einer Auswahl „grüner“ Aktien gegenüber konventionellen Anlagen und Fonds keine Abstriche bei der Rendite machen muss.
Das scheint gelungen: Der Nax entwickelte sich parallel zum selbst gewählten Maßstab „MSCI-Weltindex“, der die weltweit größten börsennotierten Unternehmen umfasst.
Der Nax beinhaltet demgegenüber 20 weltweit ausgewählte „Öko-Aktien“, die nach Branchen und Ländern gestreut sind (siehe Tabelle Nax I). Auf Grund der internationalen Börsen-„Gewichtsverteilung“ haben US-Aktien (mit derzeit 35 Prozent) den höchsten Anteil; andere Länder sind meist nur mit einem Titel (Gewichtung etwa 5 Prozent) vertreten.
Unternehmen, die in den Nax Eingang finden wollen, müssen bestimmte ökologische, ethische und ökonomische Kriterien erfüllen. Sie sollen zum Beispiel ökologische Vorreiter in ihrer Branche sein, indem sie „öko-effizient“ durch Einsparung von Energie, Wasser und Rohstoffen arbeiten und um eine nachhaltige Wirtschaftsweise bemüht sind. Außerdem kommen Negativkriterien hinzu, beispielsweise die Zugehörigkeit zu umweltschädigenden Branchen wie zum Beispiel der Atomkraft-, Rüstungs- und Tabakindustrie oder die Verletzung von Menschenrechten. Auch die Durchführung von Tierversuchen beispielsweise in der Kosmetikbranche sind ein Ausschlusskriterium. Der im Nax vertretetene Kosmetikwert „Body Shop“ beispielsweise verzichtet auf Tierversuche.
Ein ökonomisches Kriterium für die Zusammensetzung des Natur-Aktien-Indexes besteht darin, dass mindestens drei Viertel der Nax-Unternehmen langjährig etablierte Firmen mit einem Jahresumsatz von mehr als 100 Millionen Mark sein müssen. Die Investment-Research-Abteilung des Imug-Instituts (Institut für Markt, Umwelt, Gesellschaft) in Hannover überprüft die Nax-Titel sowie deren Ersatzkandidaten laufend auf die Einhaltung dieser Kriterien und berichtet dem rund viermal im Jahr tagenden Nax-Beirat. Dieser Beirat besteht derzeit aus Karin Astrid Siegmann (Südwind-Institut, Siegburg), Christoph Bals (Germanwatch e.V., Bonn), Max Deml (Öko-Invest-Verlag, Wien), Thomas Orbach (Wuppertal-Institut) sowie Horst Hamm (Redakteur bei natur & kosmos, München) als Sprecher des Nax-Beirats. Der Beirat trifft im Konsens, zumindest aber mit einfacher Mehrheit seiner Mitglieder alle anstehenden Entscheidungen über den Ersatz von Nax-Titeln und die Aufnahme neuer Aktienwerte.
Dass im Nax nicht mehr deutsche Titel enthalten sind, liegt daran, dass auf Grund des Anteils an der internationalen Börsenkapitalisierung von weniger als 10 Prozent ohnehin nur ein oder zwei der 20 Titel auf Deutschland entfallen würden. Und im Gegensatz zu den USA gibt es in Deutschland relativ wenige „Umwelt“- oder andere Aktiengesellschaften, die sich für eine Aufnahme in den Nax qualifizieren konnten. Das Bekleidungsunternehmen Kunert AG beispielsweise wurde ausgewählt, weil es eines der ersten Textilunternehmen war, das Umweltberichte und Ökobilanzen erstellt und veröffentlicht hat. Unter den Nax-Titeln finden sich auch wahre „Kursraketen“ wie die Tomra-Systems-Aktie, deren Kurs sich seit 1993 mehr als verdreißigfacht hat. Gleichwohl ist sie auf Grund der weltweit hohen Wachstumsraten bei den Pfandflaschen-Rücknahmesystemen noch immer zu empfehlen.
Der auf US-Dollar-Basis berechnete Index ist zwar vom 1. April 1997 bis zur vergangenen Woche von 1.000 auf rund 1.660 gestiegen. Für den DM-orientierten Investor kommen aber neben dieser Steigerung von 66 Prozent noch die erheblichen Währungsgewinne auf Grund des Dollarkursanstiegs gegenüber der DM und des Euro hinzu sowie Dividenden und Bezugsrechtserlöse, die – anders als beim Dax oder beim Weltindex MSCI – nicht in die Kalkulation des Nax eingehen.
Lag der Nax bei seinem ersten Geburtstag mit +34 Prozent noch zwei Prozentpunkte gegenüber dem MSCI-Weltindex in Führung, fiel er im vergangenen Jahr – unter anderem durch den 73-prozentigen Absturz der NEG-Micon-Aktie – um mehr über 20 Prozentpunkte zurück. Doch in den letzten Monaten – allein in der zweiten Märzhälfte ist der Nax um knapp 10 Prozent auf den neuen Rekordwert von 1.658 gestiegen – hat er den MSCI wieder eingeholt und kurz vor seinem dritten Geburtstag sogar leicht überholt.
Drei Nax-Titel – die US-Solarzellen-Aktie Astropower, der dänische Windturbinenbauer NEG Micon und die deutsche Wasserentkeimungsaktie Wedeco – liegen zur Zeit im Schnitt schon weit über 100 Prozent im Plus, wodurch der Nax im Vergleich zum Jahresanfang 2000 rund 28 Prozent zugelegt hat, während der konventionelle Weltaktindex MSCI nur um zwei Prozent stieg.
Mit einer Summe von 100.000 Mark könnte man den Nax jederzeit selbst leicht nachbilden, indem man sich die 20 Aktien mit einem Gegenwert von jeweils rund 5.000 Mark in sein Wertpapierdepot legt.
Aber nicht jeder hat das dafür nötige Kleingeld, deshalb soll es bald einen auf dem Nax aufbauenden Investmentfonds geben, dessen Anteile wesentlich billiger zu haben sind. Schade nur für Kleinanleger, dass es bei der Markteinführung dieses Investmentfonds einige Verzögerungen gegeben hat, aber im Sommer 2000 soll es endlich so weit sein. Fondsinitiatorin Securvita aus Hamburg will mit dem Fonds „Green Effects“ (gebührenfreie Infomationen unter Tel.: (0800) 600 77 77) einen ersten grünen und transparenten Indexfonds auf den deutschen Markt bringen, der ausschließlich in die 20 Titel des Natur-Aktien-Index investiert. Der Green Effects wird mit einer günstigen jährlichen Managementgebühr von wesentlich weniger als einem Prozent auch von der Gebührenseite her sehr attraktiv sein. Max DemlDer Autor ist Chefredakteur des Branchendienstes Öko-Invest
taz-LeserInnen-Service: Beim Öko-Invest-Verlag, Schweizertalstr. 8-10/5, A-1130 Wien, Tel.: (0043)1-31 56 96-0, Fax: -1, E-Mail: oeko-invest@teleweb.at ) kann kostenlos ein Probeexemplar des 14-tägigen Informationsdienstes Öko-Invest (Wert 11 Mark) angefordert werden, in dem in den nächsten Monaten jeweils ein Unternehmen des Nax vorgestellt wird.
Hinweise:Wer in den Nax aufgenommen werden will, muss strenge ökologische, ethische und ökonomische Kriterien erfüllenDer Green-Effects-Fonds beinhaltet alle Nax-Werte, wird aber voraussichtlich erst imSommer 2000 verfügbar sein
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen