: Lage im Kosovo beruhigt
Zwölf Serben, zehn KFOR-Soldaten und ein Übersetzer bei Krawallen verletzt. Serbien wirft KFOR vor, die Auseinandersetzungen provoziert zu haben
PRIŠTINA reuters/afp ■ Nach heftigen Gewaltausbrüchen zwischen serbischen Bewohnern des Kosovo und Soldaten der Nato-Friedenstruppe KFOR hat sich die Lage in der südserbischen Provinz gestern wieder beruhigt. Am Dienstag hatte nach Angaben eines US-Militärsprechers die Festnahme eines Kosovo-Serben wegen illegalen Waffenbesitzes Krawalle in den Ortschaften Jacinze und Sevce ausgelöst. Der Verdächtige sei während der Auseinandersetzungen entkommen, so der Nato-Sprecher weiter. Bei den rund elfstündigen Krawallen waren zwölf Serben, ein polnischer und elf US-Soldaten sowie ein Nato-Übersetzer unbekannter Nationalität verletzt worden.
Schon seit Beginn ihres Mandates im Kosovo durchsuchen KFOR-Truppen in der Provinz immer wieder Häuser nach illegalen Waffen. Seit Ende des Kosovo-Krieges ist es fast allen Zivilisten in der Krisenprovinz verboten, Waffen zu besitzen. Nach Angaben jugoslawischer Medien hatten KFOR-Militärpolizei und Soldaten am Dienstag in der Ortschaft Sevce bei einer Durchsuchung im Haus eines verdächtigen Kosovo-Serben zwei Handgranaten entdeckt. Bei seiner Festnahme hätten die Soldaten die aufgebrachten Nachbarn des Serben beruhigen wollen, berichtete die Belgrader Zeitung Blic. Dabei habe eine Serbin dem Mann zur Flucht verholfen. Anschließend sei es dann zu den Ausschreitungen gekommen.
Nach Angaben des US-Militärsprechers versammelten sich rund 150 Serben vor dem Haus und versperrten den Soldaten den Weg. Im nahe gelegenen Jacinze hätten KFOR-Soldaten dann eine Straßensperre errichtet, um die rund 300 mittlerweile versammelten Serben zurückzuhalten. Demzufolge setzte KFOR während der Zusammenstöße auch Gummigeschosse ein.
Die amtliche jugoslawische Nachrichtenagentur Tanjug warf den amerikanischen KFOR-Soldaten gestern vor, die aktuellen Auseinandersetzungen im Kosovo provoziert zu haben. Die polnischen Soldaten hätten sich korrekt verhalten, die US-Truppen aber hätten es erkennbar auf eine Eskalation angelegt. Seit dem Einmarsch der internationalen Truppen im Kosovo im vergangenen Jahr sind zahlreiche Serben aus Furcht vor Racheakten der Kosovo-Albaner aus der Provinz geflohen. Heute leben nur noch etwa 100.000 von ihnen im Kosovo.
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