Weisheits-Alter

■ Flüchtling aus Burkina Faso wurde in Ausländerbehörde rabiat behandelt

Die Polizisten öffneten ihm rabiat den Mund und sagten: „Der hat ja schon Weisheitszähne, der muss älter sein“, und dann führten sie Mahmoudou D. ab. So schildert Christina Edingloh, was sie gestern vormittag in der Ausländerbehörde erlebte. Die Mitarbeiterin der Flüchtlingsinitiative Café Exil hatte den nach eigenen Angaben 15-Jährigen aus Burkina Faso auf das Amt begleitet, weil er einen Asylantrag stellen wollte. Dazu aber kam es gar nicht mehr: „Die haben mir nicht mal Zeit gelassen, ihm zu übersetzen, was die Polizisten von ihm wollten“, sagt Edingloh. Und sie hätten ihr auch nicht mitgeteilt, wohin sie D. bringen wollten.

Behördensprecher Norbert Smekal bestätigte gegenüber der taz den Vorfall im Grundsatz, mochte sich aber zum Vorgehen der Polizisten nicht äußern. Er vermutet, dass diese sich „im Rahmen des strafprozessualen Vorgehens verhalten“ hätten. Die Sachbearbeiterin der Ausländerbehörde, zu der D. gekommen war, hätte eben Zweifel an der Altersangabe gehabt.

Minderjährige – also unter 16-jährige – unbegleitete Flüchtlinge müssen nach der rot-grünen Koalitionsvereinbarung zur Erstaufnahme auf das Flüchtlingsschiff „Bibby Altona“ gebracht werden. Zudem erhalten sie eine Liste mit Medizinern und den Hinweis, binnen zehn Tagen per ärztlichem Befund nachzuweisen, dass sie tatsächlich jünger als 16 sind. D. hingegen wurde im Polizeipräsidium Alsterdorf erkennungsdienstlich behandelt. Danach könne er, so Smekal, „dort abgeholt werden“. Soweit er wisse, habe „sich die Frau Möller ja schon eingeschaltet“.

Diese, GAL-Fraktionsvorsitzende Antje Möller, reagiert empört auf „diese unverschämte Vereinnahmung“. In der Tat habe sie beim Leiter der Ausländerbehörde, Ralph Bornhöft, angerufen, um sich nach dem Verbleib von D. zu erkundigen. Und um klarzustellen, dass der Vorfall „auch nicht annähernd der Koalitionsvereinbarung entspricht“. Danach muss nicht die GAL, sondern die Ausländerbehörde für die Erstaufnahme des Flüchtlings sorgen, der erst gestern vermutlich per Schiff aus dem westafrikanischen Land in Hamburg eingetroffen war.

Ob und von wem D. für die vorige Nacht ein Dach überm Kopf besorgt wurde, war bei Redaktionsschluss noch unbekannt. smv