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Musik-Mix aus Dostojewski, Kafka und Bohley

C. W. Moss, Experimentalmusiker aus Berlin und St. Petersburg, spielen anderes als alle anderen und touren durch die Clubs

Eigentlich ist C. W. Moss der Name des Fahrers von Bonny und Clyde und bis vor einigen Jahren nur aus der letzten Szene des berühmten Films über das berüchtigte Gangsterpaar bekannt. Dann aber erkoren 1993 vier Musiker aus Berlin und drei aus St. Petersburg C. W. Moss zu ihrer Corporate Identity.

C. W. Moss sind keine Band, sondern ein Konglomerat aus merkwürdigen Typen, die seit guten sieben Jahren in regelmäßiger Unregelmäßigkeit mit- und gegeneinander musizieren - ohne auch nur ein einziges Mal geprobt zu haben. Sie selbst nennen diese Art der Kunstproduktion „antiautoritär, nichtprofessionell und integrativ“. Es gibt aber auch klarere Aussagen: „C. W. Moss klingen, als würden Dostojewski, Kafka und Bärbel Bohley in einer Band spielen“ meinte etwa der heutige Inlandschef dieser Zeitung zum legendären Auftritt im bosnischen Mostar 1996.

Mostar? Räumliche Entfernungen spielen für die Mitglieder von C. W. Moss keine große Rolle. Seit Beginn ihrer Zusammenarbeit haben sie unter anderem an allerlei merkwürdigen Orten in Ost- und Westdeutschland, der Ukraine, in Russland gepielt. Die Masters für ihre erste LP „Exkremente de luxe“ wurden in Jamaika hergestellt, produziert wurde die Scheibe in der Tschechischen Republik und vorgestellt auf dem „1. Freien Kunst- und Theaterfestival St. Petersburg“.

Kurz darauf wurde C. W. Moss durch finanziell-politische Ereignisse getrennt: Die russische Komponente klebte in Petersburg, die deutsche in Berlin, dazwischen standen (und stehen) viele, viele Visabehörden und ein ganzer Batzen Deutschmark, die weder die russischen noch die deutschen Mosser haben.

Dafür haben sie mittlerweileeinen Namen für ihren Stil gefunden: „Mosscore Music“ nennen sie ihr irgendwo zwischen Punk und Freejazz angesiedeltes Soundgemisch, auf das es erfahrungsgemäß nur zwei Publikumsreaktionen gibt: Begeisterung oder Ekel. „Indifferenz ist nichts für uns“, meinen dazu die Mitglieder von C. W. Moss. Interessierte können selbst entscheiden: Die sieben Herren spielen mit Gastmusikern heute im „Eimer“, morgen in der „Luna Bar“ in der Schliemannstraße, am Sonntag in der „Kopierbar“ am Rosenthaler Platz und – als Sonderkonzert „Dub & Moss“ mit Gästen – am Mittwoch im „Dunckerclub“. RÜDIGER ROSSIG

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