: LesArt ohne Zukunft
Jugendliteraturzentrum in Mitte bedroht. Oberfinanzdirektion will das Haus verkaufen
Nach zehnjähriger erfolgreicher Arbeit fürchtet das Kinder- und Jugendliteraturzentrum „LesArt“ um seine Existenz. „Unsere Weiterarbeit ist sehr stark gefährdet“, sagte gestern Leiterin Sabine Mähne. Nach dem jetzigen Stand plane die Oberfinanzdirektion Berlin das Grundstück Weinmeisterstraße 5 in Mitte zu verkaufen. Das darauf befindliche Haus ist seit Vereinsgründung 1990 Sitz der Einrichtung, der einzigen ihrer Art in Europa.
Nach einer öffentlichen Ausschreibung hätten bereits zwölf potenzielle Käufer das Haus besichtigt, sagte Mähne. Zusicherungen einer Verlängerung des Mietvertrages über weitere drei Jahre seien nicht eingehalten worden. Entsprechende Briefe auch an das Bundesvermögensamt blieben bislang unbeantwortet. Zum 30. Juli sei das Mietverhältnis ausgelaufen. Das Zentrum stünde dann ohne festen Sitz da. Der Standort mitten im Zentrum sei für die Arbeit von „erstrangiger Bedeutung“.
Nach Ablauf des Mietverhältnisses denke niemand daran, „LesArt“ gleich rauszuklagen, sagte der Sprecher der Oberfinanzdirektion, Helmut John. Am besten wäre es, „LesArt“ selbst würde das Grundstück kaufen. Ebenso gut könnte das Land Berlin mit einem Ankauf für „LesArt“ etwas tun. Bei einem Grundstück von 362 Quadratmetern handle es sich keinesfalls um ein „Spekulationsobjekt“.
Inzwischen hat sich auch die Berliner Kulturverwaltung eingeschaltet und die Oberfinanzdirektion gebeten, die Kündigung auszusetzen, um Schaden durch den Wegfall dieses „ausgewiesenen und unverzichtbaren Literaturbetriebs“ zu vermeiden.
Das Literaturzentrum für 4- bis 18-Jährige wird mit 566.000 Mark im Jahr vom Land Berlin gefördert. Rund 300 Veranstaltungen werden dort jährlich organisiert. Mehr als 40.000 Kinder und Jugendliche lernten bisher bei Veranstaltungen und Projekten Bücher kennen. dpa
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