: Rühe auf Abstellgleis
■ CDU-Parteitag: Schlechtes Ergebnis für Ole von Beust, mieses für Volker Rühe
Knapp, aber dennoch: Mit einem wenig eindrucksvollen Ergebnis wurde Ole von Beust gestern in den Vorstand der Bundes-CDU gewählt. Lediglich 565 Delegierte (59,66 Prozent) auf dem Essener Parteitag stimmten für den Hamburger Fraktionschef. Damit fuhr von Beust das zweitschlechteste Resultat aller 26 Vorstandsmitglieder ein. Nur wenig besser ging es der schleswig-holsteinischen Land-tagsabgeordneten Angelika Vol-quartz, für die 585 Stimmen (61,77 Prozent) abgegeben wurden.
Ganz mies lief es aber für Volker Rühe. Zwar wurde er als einer von vier StellvertreterInnen der neuen Parteichefin Angela Merkel bestätigt. Mit 565 Stimmen (58,55 Prozent) musste er allerdings das mit Abstand schlechteste Ergebnis hinnehmen. Nach der verlorenen Landtagswahl in Schleswig-Holstein darf er zwar weiter in der CDU-Führungsriege mitmachen – dennoch ist der politische Gewichtsverlust eines Mannes offensichtlich, der bis vor kurzem als Anwärter für den Parteivorsitz galt und lange auch als möglicher Kanzlerkandidat gehandelt worden war.
Offen ist auch, ob er für die Bundestagswahl 2002 in Schleswig-Holstein einen Wahlkreis bekommt oder seinen angestammten Platz in Harburg behalten kann. Um Spitzenkandidat der Union im nördlichsten Bundesland werden zu können, war Rühe Anfang vorigen Jahres offiziell aus seinem Heim in Eißendorf in sein Ferienhaus im nordfriesischen Tönning gezogen. Seit der verlorenen Wahl sitzt er plötzlich zwischen allen Stühlen. Der Kieler CDU-Generalsekretär Johann Wadephul forderte Rühe gestern auf zu sagen, „ob er die Zukunft hier sieht oder in Hamburg“. Wenn er an einem Bundestagswahlkreis im Norden interessiert sei, müsse er das Gespräch mit den bisherigen Abgeordneten und der Basis suchen.
In Hamburg hatte Rühe bereits Mitte Februar von seinen Parteifreunden die kalte Schulter gezeigt bekommen. Die sprachen sich in seinem Beisein als erster CDU-Landesverband für Angela Merkel als Parteichefin aus.
Die ist jetzt CDU-Vorsitzende, und Rühe droht das Abstellgleis.
Sven-Michael Veit
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen