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DIE DEBATTE UM STUDIENGEBÜHREN MUSS EHRLICH GEFÜHRT WERDENBlanke Heuchelei

Jetzt ziehen wieder die Heuchler durchs Land. Sie suggerieren, Studiengebühren für das erste Studium seien bald nicht mehr möglich. Diese Behauptung, ob sie nun von CDU, SPD oder den Grünen kommt, ist nicht haltbar. Das „Studienkontenmodell“ der Kultusminister ist kein Gebührenverbot – es ist in Wahrheit ein Studiengebührenmodell. Über ein solches Modell muss man reden. Nur sollte man es ehrlich tun.

Die verlogene Debatte aber nährt Illusionen und lenkt von dem ab, worum es geht: Aus finanziellen und organisatorischen Gründen kann es durchaus Sinn machen, über Preise im Studium als Steuerungsinstrument nachzudenken. Wenn Studierende mit ihrer Wahl für Studienort und -fach an die jeweilige Uni auch einen finanziellen Beitrag mitbringen, dann hat das positive Effekte. Die Studis werden ernster genommen – und die Finanzen guter Institute steigen mit der Zahl der Studierenden.

Wenn man dieses neue Steuerungsmodell für die Unis im Kopf hat, muss man der Ehrlichkeit halber freilich zweierlei deutlich machen. Erstens darf über diese neue Form der Hochschulfinanzierung nur sprechen, wer über die individuelle Studienfinanzierung nicht schweigt. Die ökonomischen Effekte eines bezahlten Studiums treten ja nur dann ein, wenn die Studierenden ihre Uni-Beiträge tatsächlich auch bestreiten können. Das geht beim derzeitigen Schrott-Bafög nicht. Ohne ein Bafög für alle kann und darf es Studiengebühren also nicht geben. Zweitens muss man vom Begriff der „Studiengebühren“ weg. Eine Gebühr ist ein besserer Zehnt – aber nicht der Name für den konkreten Tauschwert einer neuen Hochschulfinanzierung.

Studentenverbände und Studentenwerk tragen die Gebührenfreiheit wie eine Monstranz vor sich her. Die andere Seite bastelt derweil eifrig am Bezahlstudium – behauptet aber das glatte Gegenteil. Es wird höchste Zeit, dass alle Beteiligten sich wieder ehrlich austauschen. CHRISTIAN FÜLLER

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