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Keine Wacht den Drogen

Hamburgs Staatsanwaltschaft fehlen 50 Kilo Rauschgift. Eine gute Nachricht für die Ermittler. Sie hatten die doppelte Menge vermutet  ■ Von Elke Spanner

Eine gute Nachricht habe er zu verkünden, meinte Hamburgs Leitender Oberstaatsanwalt Martin Köhnke: Etwa ein Zentner Drogen sei aus der Asservatenkammer der Staatsanwaltschaft verschwunden. Zu Wochenanfang waren Gerüchte aufgetaucht, dass in den vermeintlich streng bewachten Kellern 100 Kilogramm Rauschgift vermisst würden (taz berichtete). Dass aber der Verbleib von immerhin rund 40 Kilo Kokain, drei Kilo Heroin, drei Kilo Haschisch und vier Kilo Marihuana unklar ist, mussten die Ermittler gestern einräumen. Hamburgs Generalstaatsanwältin Angela Uhlig-van Buren: „Wir haben Maßnahmen getroffen, um das in Zukunft zu vermeiden.“

In den Asservatenkammern von Polizei und Staatsanwaltschaft werden Gegenstände verwahrt, die als Beweise bei Ermittlungen und in Strafprozessen dienen: Rauschmittel, die bei Razzien gefunden wurden, gestohlener Schmuck und illegale Waffen. Geklaute Gegenstände werden nach Prozessende den EigentümerInnen zurückgegeben, Drogen werden vernichtet. Vorigen November war durch einen Tipp aus der Drogenszene bekannt geworden, dass ein Justizangestellter aus der Asservatenkammer mindestens 13,3 Kilo Heroin und Kokain, das bereits zur Verbrennung bereitgestellt war, entwendet und damit süchtige Prostituierte bezahlt hatte. Daraufhin hatte Justizsenatorin Lore Maria Peschel-Gutzeit (SPD) eine umfassende Inventur der Asservatenkammer veranlasst – die erste, seit die über 20 Kellergewölbe unter dem Strafjustizgebäude zur Verwahrung von Beweismitteln genutzt werden.

Dabei, so Köhnke, sei die Statsanwaltschaft auf zwei organisatorische Schwachstellen gestoßen: Ungenauigkeiten habe es bei der Eingangskontrolle der Asservate und deren späterer Vernichtung gegeben. Die Drogen seien auf schlichten Karteikarten registriert worden. In einem Fall beispielsweise hat die Staatsanwaltschaft den Empfang von Drogen bestätigt, die bei der Inventur dann in den Kellern der Polizei gefunden wurden. Angesichts des möglichen und offensichtlich praktizierten Chaos ist Köhnke „guter Hoffnung“, einen Teil der bisher nicht wieder aufgefundenen Drogen noch zu entde-cken. Jedenfalls bestünde „überhaupt kein Anlass, davon auszugehen, dass außer dem bekannten damaligen Mitarbeiter noch andere Giftasservate entwendet haben“.

Der Rechnungshof hatte schon vor Jahren gefordert, die beiden getrennten Verwahrstellen bei Polizei und Staatsanwaltschaft zusammenzulegen. Das soll nun geschehen, um Transportwege zu vermeiden. Generalstaatsanwältin Uhlig-van Buren kündigte zudem an, dass die Rauschmittel in Zukunft zügiger vernichtet werden sollen. Zur Zeit lagern sie bis zu 20 Jahre ein.

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