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Illegal ist billiger

■ Aktion gegen Abschiebungen mit der Lufthansa auf Flughafen Fuhlsbüttel

Eine „Deportation-class“ fanden viele Passagiere ein reizvolles Angebot: Billiger fliegen mit Abschiebegefangenen an Bord. Nur vereinzelte Fluggäste erkannten die politische Aktion, als am Samstag am Hamburger Flughafen vermeintliche MitarbeiterInnen einer Werbeagentur im Auftrag der Deutschen Lufthansa die Akzeptanz einer angeblich geplanten „Deportation-class“ erfragten: Die Kampagne „Kein Mensch ist illegal“ wies damit auf die Beteiligung der Deutschen Lufthansa an der Abschiebung von Flüchtlingen hin.

Allein vom Hamburger Flughafen wurden voriges Jahr 1.609 Menschen abgeschoben, bundesweit waren es um die 40.000. Die deutschen Behörden führen fast die Hälfte aller Abschiebungen mit Maschinen der Lufthansa aus. An Bord der LH 558 starb vorigen Mai der Sudanese Amir Ageeb, als BGS-BeamtInnen ihn gewaltsam außer Landes bringen wollten. Sie fesselten ihn und setzten ihm einen Motorradhelm auf den Kopf. Ageeb erstickte. Im August 1994 war der Nigerianer Kola Bankole bei seiner Abschiebung in einer Luft-hansa-Maschine ums Leben gekommen.

Das Ziel der bundesweiten Kampagne „Kein Mensch ist illegal“ ist es, die Airline zur Aufgabe des Abschiebe-Geschäftes zu bewegen. In Belgien, der Schweiz und den Niederlanden lehnen mehrere Fluggesellschaften mittlerweile den zwangsweisen Transport von Flüchtlingen ab. In Deutschland blieben sogar die Todesfälle ohne Folgen.

„Kein Mensch ist illegal“ fordert Reisende auf, gegen Abschiebungen an Bord ihrer Urlaubs-Maschinen zu protestieren. PilotInnen müssen aus Sicherheitsgründen verweigern, Passagiere mitzunehmen, wenn diese sich ersichtlich unfreiwillig an Bord befindet. Die Besatzung darf die Maschine auch nicht starten, wenn Fluggäste nicht ordnungsgemäß angeschnallt sind. Für den Fall, dass an Bord eine Abschiebung durchgeführt wird, bittet die Kampagne „Kein Mensch ist illegal“ die mitreisenden Passagiere deshalb: „Don't fasten seat belt“. Denn „Kenntnisse in diesem Bereich können Menschenleben retten“. Elke Spanner

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