Armselige Gestalt

Das Einzige, was Robert T-Online beherrscht: doof grinsen. Die Überzeichnung der T-Online-Aktien kann nichts mit ihm zu tun haben

Robert T-Online, jener blaugesichtige Jämmerling mit dem gewinnenden Grinsen eines schlecht bezahlten Versicherungsvertreters, ist eine eher erbärmliche Gestalt. Ab und zu lungert er im Fernsehen herum, um den Leuten zwielichtige Aktienpakete aufzuschwatzen. Jetzt ist dieser „Avatar“ – wie künstliche Figuren im Internet korrekt heißen –, auch noch von anderer Seite ins Gespräch gebracht worden.

Der Berliner Medizinstudent Robert Tomaszewski hat sich die Internetadresse Robert-T-Online gesichert und damit die Telekom auf den Plan gerufen, die nun den Neuköllner mit gerichtlichen Mitteln zwingen will, seine schöne Adresse aufzugeben. Vermutlich wird ihr das gelingen, denn anders als früher regelt der kürzlich verabschiedete „Trademark Cyberpiracy Prevention Act“ die Markenrechte eindeutig zu Gunsten der Firmen.

Robert T-Online also. Zwischen 200.000 und 300.000 Mark hatte die Entwicklung des blauäugigen Avatars gekostet, der doch sehr an die alte Kunstfigur „Max Headroom“ erinnert, die in den Achtzigern für MTV geschaffen wurde. Allerdings besaß der nur Kopf und Hals. „Bis zu sieben Stunden hatte das Anlegen der Latex-Ganzkopfmaske beim Real-Robert gedauert“, fünf Wochen hätten emsige Programmierer an ihm gefeilt, hört man.

Egal: Robert T-Online ist jedenfalls ein völliger Reinfall! Wie der schon aussieht! Ich bin nichts, ich kann nichts – gib mir einen Businessanzug! Er sieht aus wie eine Kreuzung aus Richard von Weizsäcker, dem Helden aus „Naked Gun“ und einem BWL-Studenten.

Wie kann eine Figur, die an einen geleckten 35 Jahre alten BWL-Studenten aus den Achtzigerjahren erinnert, überzeugend für Geldvermehrungspapiere werben? Das ist doch eindeutig ein fauler Langzeitstudent! Außerdem kann Robert T-Online noch nicht einmal singen wie etwa Cornelia – „das ZDF-Webface“ –, die letztes Jahr mit ihrer Single „Neue Welt“ immerhin die Charts stürmen wollte (was allerdings nicht gelang).

Eines ist jedenfalls sicher: Es zeugt nicht von gutem Massengeschmack, dass die T-Online-Aktie zwanzigfach überzeichnet wurde, nur weil Robert doof gegrinst hat. Und doof ist er. Ein weiterer Beweis: Der angebliche „Internet-Insider“ mit seinem optimalen Optimismusgrinsen ist auf den Internetseiten von T-Online gar nicht präsent! Wenn man im Internet nach Robert T-Online sucht, meldet der Computer ganze zwei Treffer. Darunter ist die orthografisch zumindest ansprechende Frage eines T-Online Kunden: „Waß soll ich als Tarif auswählen (Seriennummer 01910????). Fieleicht kann mir jemand helfen.“ DETLEF KUHLBRODT