: Ende eines Mischkonzerns
Mannesmann konzentriert sich zusehends: Atecs an Siemens/Bosch verkauft
BERLIN taz ■ Heute morgen dürfte Chris Gent entspannt aufgewacht sein. In seiner ersten Amtshandlung als oberster Mannesmann-Aufsichtsrat wollte der Vodafone-Airtouch-Chef gestern nach Redaktionsschluss den Verkauf der Industriesparte an Siemens und Bosch abnicken, den der Mannesmann-Vorstand am Freitag vorgeschlagen hatte.
Das Düsseldorfer Unternehmen dürfte damit wenige Tage nach der Absegnung der Fusion durch die EU-Wettbewerbskommission etwa die Ausrichtung erreicht haben, die den Vodafone-Strategen gut 350 Milliarden Mark in eigenen Aktien für die Übernahme wert waren: Vom Mischkonzern Mannesmann bleiben nur die Telefondienste – und der Röhrenbereich, der noch verkauft werden soll.
Wie viel Geld Siemens und Bosch gezahlt haben, war nicht zu erfahren. Das offizielle Angebot hatte auf 9,1 Milliarden Euro gelautet und damit über den 8,75 Milliarden gelegen, die Thyssen/ Krupp als zweiter Interessent geboten hatte. Allerdings wollten die Essener Vodafone auch „das Problem mit den Röhren“ abnehmen. Deshalb glauben Analysten, dass Siemens und Bosch „noch ein paar Hundert Millionen draufgelegt haben“, um diesen Nachteil auszugleichen.
Atecs soll drei Jahre von Siemens und Bosch gemeinsam weitergeführt werden. Dabei setzt Siemens vor allem auf die Zusammenarbeit seiner Automobiltechnik mit der Atecs-Messtechnik VDO, und Bosch auf die Kooperation seiner Automationstechnik mit der Atecs-Tochter Rexroth. Wie die Konstruktion konkret aussieht, war gestern noch unklar. Probleme gibt es vor allem kartellrechtlich – die Bosch-Automationstechnik würde ihre Führungsposition weltweit ausbauen, der Siemens-AT-Bereich könnte zur Nummer zwei auf dem Weltmarkt werden. Wenn die Wettbewerbshüter jedoch zustimmen, wären sogar neue Arbeitsplätze drin. bw
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