: Mehr Sicherheit fürs Bremer Krabbelkind
■ Eine Studie belegt erhöhten Nachholbedarf bei hiesigen Eltern und Kinderärzten
Bremer Kleinkinder leben gefährlich – zumindest, was die Wohnungen ihrer Eltern betrifft. Ursache ist unter anderem das „Bremer Haus“ mit seinen Treppen, wahren Abgründen für Krabbelkinder. Rund ein Viertel der Kleinen ist davon bedroht, hinunterzufallen, weil ihre Schutzbefohlenen keine Gitter anbringen.
Jedes dritte Kleinkind in Bremen hatte bereits einen Unfall und muss-te deswegen zum Arzt. „Eine erschreckende Zahl“, meint Jugend- und Gesundheitssenatorin Hilde Adolf (SPD), die gestern eine Studie zur Sicherheit von Säuglingen und Kleinkindern präsentierte. Deren Autor, der Leiter des Kinder- und Jugendgesundheitsdienstes Eberhard Zimmermann, hat dafür über 1000 Fragebögen ausgewertet. Die Kreuzchen gemacht haben die Eltern von Drei- bis Vierjährigen, die 1999 in einen städtischen Kindergarten aufgenommen wurden. Zimmermann betonte, dass diese Altersgruppe vor allem zu Hause verunglückt (67 Prozent) und nicht im Straßenverkehr. Daten dazu sind bundesweit Mangelware.
Möglichkeiten, sich weh zu tun oder sogar ernsthaft zu Schaden zu kommen, gibt es genug – und es kommen mit jedem Lebensmonat neue dazu: Abgründe aller Art, glühende Herdplatten, allerlei Giftzeug inklusive Zigarettenstummel, außerdem noch kippelige „Lauflernhilfen“. Die ersten Ränge bei den Verletzungen belegen in Bremen Schnitt- und Platzwunden, gefolgt von der Diagnose Gehirnerschütterung/Kopfverletzungen und anderem Ungemach. Die Hälfte aller dieser Unfälle seien vermeidbar, schätzt Zimmermann.
Die meisten Eltern gaben zwar an, sehr wohl Medikamente wegzuschließen und im allgemeinen Vorsorge zu treffen. Technische Tricks – wie etwa Herdschutzgitter oder Fensterriegel – stehen jedoch weit weniger hoch im Kurs. Überhaupt: Wer gibt schon gern Nachlässigkeiten zu? Zimmermanns Forderung: Eine möglichst sichere kindliche Umwelt, aber auch eine Erziehung, die Kinder zum Umgang mit Gefahren fit macht.
Nachholbedarf gibt es auch bei den Kinderärzten: Obwohl sie den Unfallschutz auf ihre Fahnen geschrieben haben, scheint es mit der Weitergabe der Informationen noch zu hapern. Nur ein Viertel der befragten Eltern ist in der Kinderarztpraxis „aufgeklärt“ worden. Insgesamt haben 50 Prozent noch nie eine Info-Broschüre in der Hand gehabt. Im Juni soll ein Kindersicherheitstag stattfinden, um die Öffentlichkeit zu sensibilisieren. Senatorin Adolf will überdies bei den Wohnungsbaugesellschaften anklopfen, um für technische Sicherungen zu werben. hase
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