Status geklärt

London und Madrid legen ihren Streit über den Status der britischen Kronkolonie Gibraltar bei

MADRID taz ■ Großbritannien und Spanien legten gestern einen Streit bei, der seit Jahren verschiedene europäische Initiativen blockierte. Die Botschafter der beiden Königreiche bei der Europäischen Union (EU) in Brüssel einigten sich über den Status von Gibraltar,der letzten britischen Kronkolonie. Der Felsen mit seinen 30.000 Einwohnern an der Südküste der iberischen Halbinsel wird künftig über London in der EU vertreten. Was die britische Regierung beschließt und in Brüssel mit absegnet, gilt auch in Gibraltar. Einziger Ansprechpartner für die EU, wenn es um die Kronkolonie geht, ist die Londoner Regierung. Diese leitet die Vorgänge an die Behörden der Kronkolonie weiter.

Das Abkommen ist ein wichtiger Punktsieg für Spanien gegenüber der Regierung Gibraltas unter Peter Caruana. Diese hatte in den letzten Jahren stets versucht, ihre Unabhängigkeit auszubauen. Zwar wollte sie ihre Politik außenpolitisch weiter London unterstellen, doch innereuropäisch würde Caruana gerne souverän agieren. Für Madrid hätte eine solche Entwicklung das Aus aller Hoffnungen auf eine Rückgabe des Landstriches an seiner Südküste bedeutet.

In der Folge des Abkommens zwischen Madrid und London wird Großbritannien in Gibraltar das Schengener Abkommen umsetzen. Auch dies gefällt vielen in der Kronkolonie nicht. Zwar dürfen die Bewohner des Felsens künftig mit ihrem in Gibraltar ausgestellten Ausweis nach Spanien und von dort weiter reisen. Doch werden die örtlichen Polizeibehörden mit ihren spanischen Kollegen enger zusammenarbeiten müssen.

Das sehen nicht alle in der Kronkolonie gerne. Denn zwischen Gibraltar und Spanien blüht der Tabakschmuggel. Die britische Kronkolonie importiert umgerechnet 140 Zigaretten pro Tag und Einwohner. Diese werden nachts mit Schnellbooten nach Spanien gebracht und dort zoll- und steuerfrei verkauft. Auf der Tabakroute kommen auch Haschisch und Heroin ins Land.

Madrid wirft Gibraltar ein weiteres dunkles Geschäft vor– Geldwäscherei. 28 Banken aus allen Herren Ländern zieren die Main Street. Ungewöhnlich für einen Landstrich ohne Industrie. 53.000 Unternehmen stehen im Handelsregister. Aktivitäten und Besitzer der Gesellschaften sind streng geheim. 75 Agenturen repräsentieren in- und ausländische Unternehmen. Der Verdacht, dass nicht alles mit rechten Dingen zugeht, liegt nahe.

REINER WANDLER