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Simbabwes Krise lässt Afrika ratlos

Die ausländischen Reaktionen auf den simbabwischen Landkonflikt sind erstaunlich zahm, von Großbritannien abgesehen. Südafrika fürchtet zwar eine Destabilisierung der Region, setzt aber auf stille Diplomatie – sehr stille sogar

aus Johannesburg KORDULA DOERFLER

Angesichts der sich verschärfenden Krise in Simbabwe wächst weltweit und insbesondere im Südlichen Afrika die Sorge um eine weitere Eskalation des Konflikts. Nach der zweiten Ermordung eines weißen Farmers am Dienstag, dem 20. Jahrestag der Unabhängigkeit Simbabwes, bemühte sich zwar auch UN-Generalsekretär Kofi Annan, Mugabe zur Einsicht zu bringen. Wie sein Sprecher Fritz Eckhard gestern mitteilte, habe Annan in einem Telefongespräch mit Mugabe darauf gedrängt, sofort nach einem Weg zu suchen, um die Spannungen zu entschärfen. Offene Kritik wollte Annan jedoch nicht üben. Und auch die EU hat bisher lediglich angekündigt, Wahlbeobachter zu den bevorstehenden Parlamentswahlen zu schicken.

Lediglich die frühere Kolonialmacht Großbritannien hat es gewagt, Mugabe zu kritisieren. Der setzt in der Landfrage weiterhin auf Konfrontation; gestern allerdings verurteilte ein Gericht in Harare den Vorsitzenden der militanten simbabwischen Kriegsveteranen, Chenjerai „Hitler“ Hunzvi, wegen Missachtung der Justiz und setzte ihm eine Frist, die ungesetzlichen Besetzungen von mehr als 900 Farmen bis zum 3. Mai zu beenden.

In den Nachbarländern im Südlichen Afrika gehen die Meinungen zu Simbabwe weit auseinander. Uneingeschränkte Unterstützung genießt Mugabe nur bei seinen Waffenbrüdern Sam Nujoma in Namibia und Eduardo dos Santos in Angola. Alle drei haben seit fast zwei Jahren auf Seiten von Laurent Kabila Truppen im Bürgerkrieg in der Demokratischen Republik Kongo stationiert.

Ganz anders beurteilt man in Südafrika die Lage. Grundsätzlich lehnt die Regierung die gewaltsame Lösung von politischen Konflikten ab und ist tief besorgt über eine mögliche Eskalation. Nicht nur ist Simbabwe der wichtigste Handelspartner für Südafrika auf dem Kontinent. Südafrikas Regierung befürchtet auch, dass noch mehr wirtschaftliches und soziales Elend in Simbabwe die ohnehin schon starke Migration nach Südafrika verstärken und die gesamte Region destabilisieren wird. Zugleich befürchtet sie insgeheim, dass die aufgeheizte Stimmung in der Landfrage über die Grenze schwappen könnte.

Südafrikas Präsident Thabo Mbeki jedoch, der die Afrikapolitik gern zur Chefsache macht, laviert in seiner Haltung gegenüber Mugabe seit Monaten. Aus Angst vor einem Machtvakuum nach einem Sturz Mugabes und auch aus Solidarität zu einem alten Freund im Kampf gegen das Apartheid-Regime setzt Mbeki stattdessen auf diplomatischen Druck und hofft, Mugabe damit zu einem freiwilligen Verzicht auf die Macht bewegen zu können. In diesem Sinne äußert sich auch sein Vorgänger Nelson Mandela

Trotz heftiger Vorwürfe in der südafrikanischen Öffentlichkeit will Mbeki nun sogar in der ersten Mai-Woche zu seinem ersten Staatsbesuch nach Simbabwe reisen. Bei einem „inoffiziellen“ Besuch im Februar hatte Mbeki bereits versucht, die wirtschaftliche Zusammenarbeit zu verstärken und der zahlungsunfähigen Regierung Mugabe sogar Überbrückungskredite in dreistelliger Millionenhöhe gewährt.

Selbst nach den ersten politischen Morden in Simbabwe überließ Mbeki den Tadel seinem Stellvertreter. Staatschefs solle es nicht erlaubt sein, gegen den Willen der gewählten Parlamente zu handeln, so Vizepräsident Jacob Zuma am Montag in Kapstadt, und spielte damit auf ein mögliches Szenario nach einem Wahlsieg der oppositionellen „Bewegung für einen demokratischen Wandel“ (MDC) in Simbabwe an. Zugleich wiegelte Zuma jedoch ab: „Man kann Präsidenten in einem anderen Land nicht vorschreiben, was sie zu tun haben.“

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