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Fremdkörper oder Bereicherung

Investor Hochtief trommelt in Bergedorf für seinen Entwurf zum Bahnhofsvorplatz. Entschieden wird am Donnerstag  ■ Von Gernot Knödler

Im Kampf um die Stimmen der BergedorferInnen bei der Entscheidung über den künftigen Bahnhofsvorplatz hat jetzt auch der Investor Hochtief noch einmal versucht, die öffentliche Meinung auf seine Seite zu bringen. Sieben Leute, einschließlich des Architekten und eines Beraters, bot der Konzern auf, um sein Projekt ins beste Licht zu rücken. Der Entwurf von Hochtief sei von der Jury ausgewählt worden, „weil er sich architektonisch und durch den Branchenmix am besten in das bestehende Zentrum Bergedorfs einfügt“, fasste Rainer Eichholz von der Hochtief-Projektentwicklung zusammen.

Die Angst der Leute vom Bürgerbegehren, mit dem Einkaufszentrum – Arbeitstitel „Bergedorfer Portal“ – werde ein Fremdkörper geschaffen, in dem die KundInnen kreisten, ohne die Bergedorfer Fußgängerzone zu besuchen, erklärten Eichholz&Co. für unbegründet: „Im Grunde ist es so, dass dieses Center einen so geringen Anteil an kleinteiligem Einzelhandel hat, dass es ohne Bergedorf nicht leben kann“, sagte der Architekt Michael Dittmer. Das heißt: Wer die Spielzeug- und Elektronik-Märkte im Bergedorfer Portal besucht, müsse zum Schuhe- oder Klamotten-Kaufen in die Fußgängerzone. Auf diese Weise profitierten auch die vorhandenen Geschäfte.

Die Fachmärkte nehmen nur etwa die Hälfte der für das Bergedorfer Portal geplanten Fläche ein. Dazu kommt ein Parkhaus für 1300 Wagen, ein Schwimmbad, sowie ein Bau mit Multiplex–Kino, Disco und Bowlingbahn. Wenn junge KundInnen nicht über Freizeit-Angebote an einen Standtort gewöhnt würden, kämen sie auch nicht zum Einkaufen, sagte der Freizeit-Berater Josef Frechen.

Wer nach dem Hochtief-Entwurf aus dem Bahnhof träte, würde nach Aussage Dittmers auf einem Platz landen und keineswegs direkt im Einkaufszentrum. JedeR könne sich entscheiden, ob er den Weg ins Einkaufszentrum oder zum Sachsentor einschlage. Letzteres würde auch dadurch erleichtert, dass der Weidenbaumsweg durch die Verlegung des ZOB von Bussen befreit und somit leichter zu passieren wäre.

Ob diese Argumente die 84.000 abstimmungsberechtigten BergedorferInnen überzeugen werden, wird sich am Donnerstag nach Ostern zeigen. 27.000 Männer und Frauen haben bereits von der Möglichkeit der brieflichen Abstimmung Gebrauch gemacht, wie Otte Steigleder vom Bezirksamt Bergedorf mitteilte. Am Donnerstag werden die elf Abstimmungslokale im Bezirk von acht bis 20 Uhr geöffnet sein. Im Gegensatz zu den Wahlen werden die Stimmen zentral und von nur 50 HelferInnen ausgezählt. „Mit Sicherheit werden wir am 28. abends nicht fertig“, sagte Steigleder. Je nachdem, wie viele sich an der Abstimmung beteiligten, werde das Ergebnis möglicherweise erst am 3. Mai vorliegen, heißt es aus der Bezirksverwaltung.

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