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: PETER EKKEHARD über hässliche Menschen und hormonelle Krisen-PR

DAS GENIALE BABY DER BIRGIT SCHROWANGE

Dass Birgit Schrowanges Kind mal nur nicht behindert wird! Soll schließlich ein Risiko sein mit 42. Wie die RTL-Moderatorin über Behinderte denkt, wissen wir seit vergangenem Sonntag, als eine ihrer Anmoderationen publik wurde: „Hoffnungslos hässliche Menschen“, „menschliche Naturkatastrophen“.

Von Schrowanges Schwangerschaft erfuhren wir zwei Tage später. Und wer glaubt, dass zwischen dem einen und dem anderen kein Zusammenhang besteht, darf sich in der RTL-Pressestelle bewerben. Dort glühen die Drähte zur Bild-Zeitung. Die leistete, nachdem die neidische Schwester Bild am Sonntag die Behindertenmoderation zitiert hatte, am Dienstag Gegenwehr: mit der Schwangerschaftsstory von „Deutschlands schönster TV-Lady“. Die Methode ließ alles Böse vergessen, und man konnte RTL-Infomationschef Hans Mahr nur zu der klugen hormonellen Krisen-PR beglückwünschen. Denn das hier – das Prinzip „viel menscheln gegen ein bisschen unmenscheln“ –, das musste einfach funktionieren.

Obwohl Mahr und sein freundlicher Chef Gerhard Zeiler die geniale Baby-PR nicht vollständig aufs eigene Konto verbuchen können. Vorbild ist Cherie Blair. Die britische First Lady hat nämlich einen Premierminister zum Gatten, dessen Umfragewerte gesunken waren. Schwups wurde sie schwanger, und die Ratings stimmten wieder. Die PR-Maschine der Komikerin Anke Engelke versuchte einen Tag nach der Bild-Geschichte sogar Baby-PR ganz ohne Baby. Nur wenn ein zweites Kind unterwegs sei, hatte Sat.1 zuvor verkündet, würde Anke ans Aufhören denken. Als Anke ein paar Tage später tatsächlich aufhörte, aber so gar kein Nachwuchs in Sicht war, hieß es bei Sat.1: Eine schwangere Anke sei immerhin denkbar.

Der Fall Schrowange soll nicht beschlossen sein, ohne noch einen Blick auf die „Entschuldigung“ zu werfen, die die RTL-Pressestelle noch vor dem Baby gebar: „Wir möchten uns bei all denjenigen entschuldigen, die sich durch die Moderation über ‚behinderte Menschen‘ (Anführungszeichen im Original) verletzt fühlen.“ Anschließend gab Frau Schrowange der Öffentlichkeit noch einige Einblicke in die Arbeitsweise des RTL-Boulevardfernsehens: „Ich selbst habe [...] vor der Sendung den Beitrag nicht mehr sehen können. Deshalb wurde auch die Moderation nicht von mir selbst, sondern von Autoren geschrieben und unmittelbar vor der Sendung fertiggestellt [...] Die korrigierte Fassung ging aufgrund des Zeitdrucks ohne weitere Kontrolle auf Sendung.“ Da fragen wir uns: Kann man als studentische Hilfskraft Frau Schrowange mit jedem Satz auf Sendung schicken? Etwa: „Ich habe abgetrieben“ oder: „Gerhard Zeiler und Hans Mahr haben kein Gewissen“? Sehen wir bei RTL bis in die Chefetage nur Gesichter, die nicht wissen, was sie tun, gesteuert allein von freien Autoren? Das alles sind Fragen, von denen uns Schrowanges Baby erlöst hat. Wie eingangs gesagt: Hoffen wir das Beste für den Kleinen.