: Platterdings sich selbst vertraut
■ Der THW Kiel gewinnt das erste Champions League-Finale gegen den FC Barcelona mit 28:25
Es hätte alles so schön sein können. Nach einer Dreiviertelstunde führte der THW Kiel im ersten Champions-League-Finale am vergangenen Samstag gegen den FC Barcelona mit sieben Toren. Nenad Perunicic, linker Rückraum-Riese der Zebras, hatte sich zwar an der Leiste verletzt, ließ sich aber solange nicht auswechseln, bis er fünf Tore in Folge zum zwischenzeitlichen 24:17 erzielt hatte. „Da hätte ich am liebsten den Schlusspfiff gehört“, grämte sich Trainer Zvonimir Serdarusic nach Spielschluss noch ein wenig.
Aber erwartungsgemäß verstärkten die Katalanen ihre Bemühungen, das Ergebnis für das Rückspiel am kommenden Samstag (18 Uhr) etwas günstiger zu gestalten. Insbesondere Inaki Urdangarin, präziser Rückraumwerfer der Spanier und nebenberuflich Schwiegersohn des spanischen Königs, drehte auf und erzielte fünf Treffer zum 28:25-Endstand. „Mir war klar“, zügelte sich Noka noch während des Matches, „dass Barca noch einmal aufholen würde.“
Drei Tore Vorsprung sind nicht eben viel. „Das Finale ist noch offen“, stapelte Valero Rivera, der erfolgreichste spanische Handball-trainer zwar tief, „es wird schwer mit vier Toren gegen Kiel zu gewinnen, weil die auch das Spiel machen können.“ Dennoch spricht vor allem der ausgeglichenere und größere Kader für den fünffachen Champions-League-Sieger. Während Kiel in dieser Saison mit insgesamt nur 13 Spielern auskommen musste, – Magnus Wislander und Staffan Olsson waren am Samstag folglich bereits nach 15 Minuten platt – kann Rivera auf 21 Handballer zurückgreifen, die entsprechend erholt sind.
Dennoch musste sich keiner der 7250 Besucher in der Ostseehalle grämen, schließlich hatten sie ein hervorragendes und überaus faires Spiel gesehen. Insbesondere die Angriffsreihen konnten voll überzeugen. Die Spielweise des Schweden-Kreisels bei Kiel mit Olsson, Wislander und Stefan Lövgren lässt für das Rückspiel doch noch hoffen. Im einem so wichtigen Match gleich reihenweise Anspiele an den Kreis über Kopf zu wagen, schwierigste Tricks aus der Kiste zu lassen und die gegnerische Abwehr schwindelig zu spielen, zeugt von großem Selbstvertrauen und noch größerer Erfahrung. Das könnte für kommenden Samstag das entscheidende Kapital der Zebras sein.
Besonders ärgerlich für die Fans des THW Kiel ist allerdings, dass das Rückspiel in Barcelona nicht mehr live im Fernsehen übertragen wird. Einzig das ZDF wird einige Ausschnitte senden. Welches Spiel soll eigentlich sonst übertragen werden, wenn nicht ein Endspiel um die europäische Krone? Immerhin wird wenigstens Bundesliga-Spitzenreiter SG Flensburg-Handewitt nach der 22:24-Niederlage im ersten Endspiel des EHF-Pokals beim kroatischen Vize-Meister RK Metkovic Jambo live von N3 (Samstag/15.15 Uhr) ins rechte Licht gerückt. Aus Flensburg zu übertragen ist eben billiger als aus Katalonien.
Die Chancen, dabei einen Triumph der Flensburger zu sehen zu bekommen, sind nicht ganz klein: „Die zwei Tore holen wir auf“, setzt SG-Ass Thomas Knorr auf die Heimstärke; „Ich bin sehr zufrieden mit der Ausgangsposition“, sagte auch Trainer Erik Veje Rasmussen. Eberhard Spohd/lno
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