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Card ohne PR

Woher wissen indische Computercracks, dass Deutschland sie will? „Die erfahren das schon!“

BERLIN taz ■ So geht es auch: Wer dieser Tage durch Berlin-Wedding läuft, sieht an jeder Ecke große Plakate, auf denen für die Green Card geworben wird – für das Original. „Come to America“, freundliche Gesichter und eine Hotline, bei der man anrufen kann. Bei der deutschen Green Card ist die Geltungsdauer kürzer – und die PR schlechter.

Vor über zwei Monaten hat Kanzler Schröder ein „Sofortprogramm“ verkündet, um dringend benötigte Computer-Cracks ins Land zu holen. Doch bis gestern meldeten sich gerade mal „70 bis 80“ Inder – so die deutsche Zentralstelle für Arbeitsvermitlung. Und das, obwohl etwa 340.000 indische Spezialisten in Frage kämen. Wollen sie nicht nach Deutschland, oder wissen sie einfach noch nichts von ihren Möglichkeiten?

„We have nothing to do with Green Cards.“ Wer bei der deutschen Botschaft in Neu-Delhi anruft, erhält keine Informationen, nur einen Hinweis auf die E-Mail-Adresse der Zentralstelle in Bonn. Auskunft vor Ort gibt es nicht. Die barsche Art, mit der die Botschaft Anrufer abwimmelt, wundert den Sprecher der deutschen Arbeitsvermittlung zwar. Aber eine verbesserte Informationspolitik hält er dennoch nicht für nötig. Die Experten, die nach Deutschland kommen sollen, wüssten schon, wo es langgeht:„Die erfahren das doch über die Medien.“

Auch das Berliner Arbeitsministerium hat „bisher keine Werbung“ gemacht. Das sei noch „Zukunftsmusik“, so eine Sprecherin gestern. Wer sich in Indien informieren wolle, könne dies unter www.bma.bund.de tun – auf der Homepage des Ministeriums. Nicht unbedingt die bekannteste Adresse im Internet, aber: „Wenn das so ein toller Computerexperte ist, wird er auch so clever sein, das zu finden.“ Soll also auf diese Weise getestet werden, wie qualifiziert die möglichen Kandidaten sind? Das nicht. Aber mit der geplanten Sonderregelung für Computerexperten sei man schließlich einem Wunsch der Unternehmen nachgekommen, „nun liegt es in der Verantwortung der Wirtschaft, dafür zu werben“, so die Sprecherin.

Die Unternehmen würde am liebsten gleich loslegen. Doch um mögliche Kandidaten direkt zu rekrutieren, brauchen sie eine Sondergenehmigung, die es noch nicht gibt. „Kontakte knüpfen kann auch jetzt schon jeder“, sagt Stefan Pfisterer von bitkom, dem Bundesverband der Informationswirtschaft. „Aber Vertragsabschlüsse kann es erst geben, wenn die entsprechenden Verordnungen in Kraft treten.“ Vor August ist dies nicht zu erwarten. Es sei denn, eine hochkarätig besetzte Runde aus Regierung und Wirtschaft kommt am 2. Mai bei einem Gespräch im Kanzleramt weiter – ohne Werbung natürlich. LUKAS WALLRAFF

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