: Ideales Piratengebiet
Zahllose Inseln und versteckte Buchten: In der südostasiatischenInselwelt hatten Piraten und Entführer schon immer leichtes Spiel
BANGKOK taz ■ Mit Patrouillenbooten, Hubschraubern und Flugzeugen versuchten die philippinischen und malaysischen Behörden gestern, eine Spur der Entführten zu entdecken. Doch die Aufgabe ist schwierig: Zu viele Inseln, zu viele versteckte Buchten und schützende Dschungeldächer können den Entführern und ihren Opfern Schutz bieten. Zudem ist hier, am nördöstlichsten Zipfel der malaysischen Ostprovinz Sabah, traditionell die Obrigkeit fern. Von jeher galt diese Region als fast offene Verbindung zwischen den südlichen Philippinen, Malaysia und dem indonesischen Teil der Insel Borneo. Schmuggler, Rebellen, Waffenhändler kümmerten sich wenig um die Landesgrenzen.
Gleich nach dem Überfall erklärten die Behörden beider Länder, ihre Bereitschaft zur Zusammenarbeit, um die Geiseln zu retten. Das ist nicht ganz selbstverständlich: Ein Teil von Sabah, darunter auch die kleine Insel Sipadan, ist seit Jahrzehnten ein Zankapfel zwischen Kuala Lumpur und Manila. Die philippinische Regierung beansprucht die Region für sich. Inzwischen haben sich beide immerhin darauf geeinigt, den Internationalen Gerichtshof in Den Haag entscheiden zu lassen.
Zwar ist die südostasiatische Inselwelt traditionell eine der piratenreichsten Regionen der Welt: Doch die Opfer sind üblicherweise Fischer- und andere Frachtboote. Am gefährlichsten sind die großen Seerouten für die Frachter weiter im Norden. Das International Maritime Bureau (IMB), das sich um die Sicherheit auf den Schiffahrtsstraßen kümmert, warnte in seinem jüngsten Report von einer Zunahme der organisierten Kriminalität in den Küstengewässern vor Malaysia, Indonesien und den Philippinen. Für 1999 registrierte das IMB 285 Piratenüberfälle in der Region, eine Zunahme von 40 Prozent: „Die meisten davon“, heißt es allerdings, „waren wenig mehr als Raubüberfälle auf See.“ Andererseits sei ein „Entführungen verhältnismäßig rar“. Das Büro forderte die Länder der Region auf, besser bei der Verfolgung von Piraten zusammenzuarbeiten. JUTTA LIETSCH
taz lesen kann jede:r
Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen