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Forderung der Entführer noch nicht klar

Die philippinische Regierung will nicht über Lösegeld für verschleppte Touristen verhandeln

BANGKOK taz ■ Der philippinische Präsident Joseph Estrada will nicht über einen Freikauf der 21 Geiseln verhandeln, die seit dem Wochenende in der Gewalt einer südphilippinischen Gruppe sind. „Auf keinen Fall. Die Politik der Regierung ist es, kein Lösegeld zu zahlen“, erklärte Präsidentensprecher Ronaldo Zamora gestern. Die Geiseln, darunter eine dreiköpfige Lehrerfamilie aus Göttingen, waren am Sonntag von der malaysischen Ferieninsel Sipadan vor Borneo verschleppt worden. Sie sollen auf der nahegelegenen Insel Jolo im Süden der Philippinen festgehalten werden. Man habe sie „in zwei Dörfern“ gesehen, berichtete der Gouverneur der autonomen muslimischen Region der Südinsel Mindanao, Nur Misuari. Die meist europäischen und südafrikanischen Touristen seien inzwischen von den mit ihnen entführten malaysischen Angestellten des Ferienresorts getrennt worden.

Die Regierung hat Misuari beauftragt, mit den Geiselnehmern zu verhandeln. Er ist auch Chef der muslimischen „Moro National Liberation Front“ (MNLF). Die Täter sollen zu einer Gruppe von Banditen und muslimischen Rebellen gehören, die früher teilweise ebenfalls zur MNLF gehörten. Ihr Anführer soll ein gewisser Kommandant „Robot“ sein, der zuletzt auf Lösegeld-Erpressung spezialisiert haben soll. Offen war bis zum Abend noch, welche Forderungen die Entführer stellen. Er wisse nicht, ob die Geiselnehmer wirklich 2,4 Millionen Dollar für die Freilassung gefordert haben, wie zuvor berichtet worden war, sagte Misuari gegenüber CNN: „Das kann ich noch nicht bestätigen“. Er werde erst heute in Jolo die Verhandlungen mit den Emissären der Geiselnehmer aufnehmen. Zwar lehnte auch er die Zahlung von Lösegeld strikt ab. Eine „humanitäre Hilfe für die lokale Bevölkerung“ sei aber nicht auszuschließen, fügte er hinzu.

Auch gestern war noch nicht klar, ob die Täter - wie vielfach angenommen - mit der militanten muslimischen „Abu Sayyaf“- Gruppe zusammenarbeiten. Diese Gruppe kämpft seit einem Jahrzehnt im Süden des Landes mit Überfällen, Entführungen und Bombenanschlägen für einen unabhängigen islamischen Staat. Sie hält seit fünf Wochen auf der Insel Basilan eine andere Gruppe von 27 philippinischen Geiseln fest, überwiegend Schulkinder. Sie will die Freilassung militanter Islamisten aus dem Gefängnis erpressen. Philippinische Regierungstruppen greifen seit dem Wochenende den Abu Sayyaf Stützpunkt in Basilan an.

JUTTA LIETSCH

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