: Kleines Börsen-Arschloch
Eichborn Verlag gibt eine Million Aktien aus. Stückpreis zwischen 9 und 12 Euro
FRANKFURT taz ■ Der Eichborn Verlag geht an die Börse. In den 90er-Jahren hatte das Unternehmen mit der Fliege als Logo mit dem Titel „Das kleine Arschloch“ in Deutschland alle Verkaufsrekorde gebrochen und rund 30 Millionen Mark eingenommen. Die nun als Aktiengesellschaft neu gegründete Eichborn AG mit Sitz in Frankfurt am Main bietet vom 3. bis 5. Mai exakt eine Million Stückaktien zum Kauf an. Nach Schätzungen von Guido Sandler von der Berliner Effektenbank AG, die den (Noch-)Verlag beim Börsengang begleitet, werde eine Aktie „wahrscheinlich zwischen 9 und 12 Euro“ kosten.
Mit dem Börsengang kämen 20 Prozent der Firma in Streubesitz, hieß es gestern auf einer Pressekonferenz in Frankfurt. Großaktionär wird die schon lange an Eichborn beteiligte Fuldaer Verlagsanstalt, die nach der Platzierung 31,4 Prozent der Aktien halten wird, sowie eine Firma, die sich Achterbahn AG nennt (33,2 %). Das Unternehmen organisiert für Eichborn den gesamten Vertrieb im Bereich „Geschenkartikelhandel“. Denn das „kleine Arschloch“ ist nicht nur als Buch zu kaufen, sondern auch anders zu haben – etwa in Hartplastik als Schlüsselanhänger. Weitere 10 Prozent der Aktien hält „Arschloch“-Schöpfer Walter Moers. Die Mitarbeiter sind mit 3,6 Prozent an Eichborn beteiligt.
Grund für den Börsengang: Eichborn will kein Verlag im klassischen Sinne mehr sein, sondern ein „Medienunternehmen“. In Zukunft werde es im Verlagswesen mehr um die Vermarktung von Rechten und die Vielfachverwertung von Produkten gehen, sagte Eichborn-Sprecher Wolfgang Ferchl. Mit den bis zu 12 Millionen Euro, die der Börsengang bringen soll, will Eichborn kleinere Verlage erwerben und eine Medienagentur gründen, sagte Eichborn-Vorstand Mat-thias Kierzek euphorisch.
Euphorisch war Kierzek schon einmal: Als er vor 10 Jahren die Stadtillustrierte Pflasterstrand (Cohn-Bendit) übernahm und das sieche Blatt zum Hochglanz-Politmagazin hoch pushen wollte. Nur knapp ein Jahr später stampften seine Buchhalter den Pflasterstrand wieder ein. (K)ein Kapitel aus dem Eichborn-Buch: „Populäre Irrtümer.“
KLAUS-PETER KLINGELSCHMITT
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