Kommentar: Aktionismus
■ Warum Freiheitsentzug politisch besser zu verkaufen ist als polizeiliche Deeskalation
Die Kollektivschuld-These hat ihre Dienste getan. Wer die Rote Flora betritt, setzt sich schon alleine dadurch dem Verdacht aus, skrupellose GewalttäterIn zu sein. Auch wenn der Anlass mal ein Rave, mal ein politisches Plenum, mal ein baskisches Punkkonzert ist. Zwar stellt gar der Verfassungsschutz fest, dass die Flora sich vom politischen zum subkulturellen Zentrum entwickelt hat. Fliegt dann aber ein Stein am Schulterblatt, werden alle zur Verantwortung gezogen, die sich der Flora verbunden fühlen.
Die Polizei wäre gut beraten gewesen, die Barrikaden zu löschen und wieder abzuziehen. Dass sie das nicht tat, war weniger einer konkreten Gefahr geschuldet als einem politischen Kalkül, dem sich die Innenbehörde verpflichtet fühlte. Die Schlagzeilen, die Polizei lasse „Chaoten“ tatenlos gewähren, wollte der Innensenator nicht lesen müssen. Auch, wenn sich durch Deeskalation die Situation von alleine totgelaufen hätte. Lieber demonstriert er Entschlossenheit. Wohlwissend, dass für verletzte DemonstrantInnen niemand eine schlechte Presse zu fürchten braucht – „Autonome“ gelten ohnehin nicht als politisch denkende Menschen, sondern als Chaoten und Verkehrshindernisse.
Sicher werden einige derer, die draußen mit der Polizei aneinander gerieten, in die Flora geflüchtet sein. Hätte man die Tür zuschlagen sollen? Angesichts der blind schlagenden Polizeiknüppel hätten sich die Konzertveranstalter unterlassener Hilfeleistung schuldig gemacht. So wurden sie für das Gegenteil mit Freiheitsentzug bestraft. Elke Spanner
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