piwik no script img

Parteien die Augen öffnen

Der NPD-Sympathisant: Jens Gläser für mehr Ausbildung und gegen Schmarotzer

NPD-Kundgebung in Hellersdorf

Arbeitertag? So leben wir heute nicht mehr. Der 1. Mai hat nichts mehr mit dem zu tun, was er früher mal war. Ich bin aus Lichtenberg zur NPD-Demo gekommen, weil ich hier in Hellersdorf einfach nur ganz allgemein meine Meinung kundgeben will. Und meine Meinung ist patriotisch. Das hat nichts mit dem Nationalismus zu tun, den es früher mal gab. Ich wünsche mir nicht, dass es wieder KZs gibt.

Mit Autobahnen nach Russland bauen, da könnte Hitler ja heute auch nicht mehr die Wahlen gewinnen. Ich steh’ nur hier, um zu zeigen, dass ich das Beste für mein Land will. Dass über 10.000 Leute, die heute von der Schule abgehen, keine Lehrstelle kriegen, das find ich krass. Bei mir war es ja auch nicht viel besser: 80 schriftliche Bewerbungen, 90 mündliche. Jetzt mach’ ich eine Lehre als Maler und Lackierer in Kaulsdorf. Das ist nur ein paar U-Bahn-Stationen von hier weg.

Die Arbeit interessiert mich eigentlich nicht. Nur eine Notlösung, weil ich als unterqualifiziert bewertet wurde. In zwei Monaten schließe ich die Lehre ab. Vielleicht kriege ich dann eine Umschulung. So wird man als Deutscher behandelt, wenn es genug Polen gibt, die für 3,50 Mark arbeiten.

Mein Chef zum Beispiel, der ist zwar auch ein total überzeugter Nationalist. Das weiß ich. Der würde eigentlich nie Polacken nehmen – Entschuldigung: Polen muss ich ja sagen. Aber die sind halt billiger. Viele Leute, die heute eine Ausbildung machen, werden unterbeurteilt. Ich würde da als Politiker doch erstmal an meinen Staat denken und nicht noch 20.000 Computerspezialisten aus Indien holen. Deshalb bin ich zur NPD-Demo gekommen. Auch um den anderen Parteien die Augen zu öffnen, der CDU und dem Schröder und so. Ich glaube, die NPD ist eine Partei, die mehr verändern kann. Die DVU vielleicht auch noch. Die anderen Parteien haben versagt.

Ich möchte jetzt auch nicht, dass ich abgestempelt werde, weil ich hier war. Meinen Böhse-Onkelz-Pulli zieh ich auch lieber gleich aus, damit die nicht mit in den Schmutz gezogen werden. Wir sind nicht alle so schlimm, wie wir aussehen. Ich bin ein softer Typ und bin nur hier, weil ich ein bisschen zu meiner Meinung stehe. Ich komm’ mit jedem Ausländer klar, aber nicht mit Schmarotzern. Also mit so Leuten, die immer nur von unserem Geld leben. Irgendwann wird es wieder jemanden geben, der wie Hitler sagen wird: Ich geb’ euch allen Arbeit. Darauf warten viele. Ich auch. Protokoll: Astrid Geisler

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen