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Gesamtschulen wollen sich wehren

■ Klassen in Gesamtschulen sollen von 20 Kinder auf 22 und „bis auf 24“, vielleicht gar auf 28 Kinder anwachsen / Gewerkschaft Erziehung und Wissenschaft (GEW) kündigt Gegenwehr an

Für Jürgen Burger, GEW-Landesvorstands-Sprecher, ist klar: „Da wird es politische Aktionen geben.“ Heute treffen sich die Vertreter von sechs Gesamt- und „Integrierten Stadteilschulen“ in Bremen, um Protest gegen die Erhöhung der Klassenfrequenzen von derzeit 20 auf 22 zu beraten. In den Osterferien hatte die Schulverwaltung mit einem entsprechenden Runderlass überrascht, der das ab Sommer verfügt.

„Das ist noch nicht umgesetzt“, sagt die andere GEW-Vorstandssprecherin Yasmina Wöbbekind, als Lehrerin an der Stadtteilschule Leibnizplatz auch direkt betroffen. Dort gilt bisher die offizielle Höchstzahl von 20 Kindern, de facto sitzen in den Klassen schon 21 Kinder, sagt Wöbbekind, weil aufgrund der unklaren Rechtslage immer wieder einzelne Eltern ihre Kinder „einklagen“ können.

Die Zahl der Anmeldungen für die Stadtteilschulen liegt dabei für das kommende Jahr um 261 über den derzeit verfügbaren Plätzen. Wenn es nach der „Nachfrage“ ginge, dann könnten zehn weitere Klassen oder zwei volle neue Gesamtschulen eingerichtet werden.

Aber die Bildungsbehörde will den anderen Weg gehen: Größeren Klassen sollen die Attraktivität der Gesamtschulen reduzieren. Während die Schulen offiziell über die Richtzahl von 22 Kindern pro Klasse informiert wurden, beraten die Haushaltspolitiker intern schon über 24 Kinder pro Klasse. Das zeigt, dass es um Geld geht und um Lehrerstellen. „150 Stellen sollen allein dieses Jahr abgebaut werden“, sagt GEW-Vertreter Burger. An den „vollen Halbtagsschulen“ wird gekürzt, bei der Lehrerausbildung an der Uni wird das „Praxislehrermodell“ gestrichen, nun geht es an die Gesamtschulen ran.

„Das können wir uns nicht gefallen lassen“, sagt Darkwart Reinhart, einer der Gründungs-Aktiven der Gesamtschule Mitte. Mit 18 Kindern pro Klasse hat die GSM vor zehn Jahren angefangen. Das pädagogische Konzept, das aufgrund des großen Eltern-Zuspruches damals gegen den Willen der Bildungsbehörde anerkannt wurde: Alle bleiben von der 7. bis zur 10. Klasse zusammen, keine Leis-tungsdifferenzierung, kein Sitzen-bleiben, Nachmittagsunterricht. Das geht nur bei kleinen Klassen, bei der „Richtfrequenz“ geht es daher ums Ganze.

„Wir kämpfen darum, das Konzept unserer Schule aufrecht zu erhalten“, sagt Lehrer Reinhard. „Wenn man die Klassen größer macht, dann werden darunter vor allem die Schwächeren leiden“, stimmt Karin Krusche zu, Grundschullehrerin und möglicherweise demnächst für Helmut Zachau die neue grüne Bildungspolitikerin in der Bremer Bürgerschaft.

„Wenn man Ganztagsschulen und Integration will, dann muss man wissen, dass das etwas kostet“, sagt GEW-Sprecher Burger: „Es geht wirklich um den Rest sozialdemokratischer Innovationen, die die SPD da an die CDU verkauft.“ Er ist dreifach engagiert: beruflich als Lehrer an einer „vollen Halbtagsschule“ in Gröpelingen, als Vater eines Schülers von der Gesamtschule Mitte und als GEW-Sprecher.

Die neue Zahl „24“ ist möglicherweise nicht einmal das Ende des Angriffs auf die Gesamtschulen. Janna Köke, Gesamt-SchülerInnen-Vertreterin, hatte kürzlich ein Gespräch mit dem Bildungs-Abteilungsleiter Gernot Lückert. Der habe darauf verwiesen, dass in Nordrhein-Westfalen in den Gesamtschulen die Klassenfrequenz bis 28 liege. In diese Richtung werde die Bremer Schulverwaltung schrittweise steuern. „Dann gibt es kein besonderes Lernklima mehr an den Gesamtschulen“, sagt die SV-Vertreterin empört. „Das ist CDU-Politik, und die SPD knickt ein.“ Wenn die sechs Bremer Gesamtschulen heute Protestmaßnahmen beschließen, ist die GSV daher dabei. K.W.

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