: Bomben im Deutschen Pavillion
■ Neuer Expo-Thriller von Jürgen Alberts. Der Mörder ist ...
Es ist, als hätte Jürgen Alberts sie bestellt. An zahllosen Wänden sind jetzt Sprüche wie „Expo no!“ oder „Expo verhindern“ zu lesen. Ein besseres Marketing hätten diese Sprayer dem Bremer Krimiautor kaum beschaffen können. Denn er schrieb den Expo-Thriller dazu.
Es sind nur noch wenige Tage bis zur Eröffnung der Weltausstellung in Hannover. Die Expo-Direktion führt eine Gruppe von JournalistInnen über die Baustelle. Schmierige Typen und karrieregeile Früchtchen sind unter ihnen. Plötzlich knallt es im deutschen Pavillion. Ein Sprengstoffanschlag zerstört diese „Holzkonstruktion mit ein bisschen Glasgeklingele“.
Etwas Schlimmeres hätte den Expo-Verantwortlichen kaum passieren können. Ein schwerer Unfall kurz vor der Eröffnung. Oder war es doch ein Terroranschlag? Der Innenminister spielt das Geschehen herunter. Doch dann erhält der Expo-Chef ein Bekennerschreiben der „Freunde der Expo“ mit der Androhung weiterer Sabotageakte. Das ist ein Fall für das „Omega-Team“, der Ermittlergruppe eines Hamburger Milliardärs.
Jürgen Alberts Krimi „Sabotage“ ist unter dem Autoren-Pseudonym oder Nom de Guerre Mike Jaeger in der „Omega-Team“-Reihe des Rowohlt-Verlags erschienen. In dieser Reihe schreiben renommierte Krimi-AutorInnen die Geschichte des privaten Aufklärer-Teams immer weiter. Auf dem Umschlag und in Klappentexten steht die Ausrichtung der Reihe gleich dreifach: „Action, Action, Action!“ marktschreit der Rowohlt-Verlag genauso plump wie diese Heinis, die aus jedem noch so schalen Konzert einen „Event! Event! Event!“ machen.
Der Krimi, nein: Thriller ist mäßig spannend. Statt dessen protzt Alberts nur so mit Klischees. Ein kleinwüchsiger, koksender Innenminister, ein Pressesprecher mit geheimer Neigung zum Masochismus oder eine walkürenhafte Domina als Expo-Sicherheitschefin bevölkern dieses Romänchen. Bei einer derartigen Klischee-Dichte fragt man sich beim Lesen, ob Alberts das Genre ironisieren wollte. Mein Votum: Der meint es ernst.
Eigentlich ist das Buch wegzulesen wie ein Cheeseburger. Doch dann kommen Stellen, für die man Alberts knuddeln könnte: „Ab und zu wedelte er mit den beiden Hundertern, auf denen Clara Schumann so unschuldig lächelte, als habe sie noch nie eine schwarze Taste berührt.“ Das muss einem erstmal einfallen. Genauso wie: „Sein Metzgerlächeln gehörte zum Feinsten der Auslage.“ Weil diese Miniaturen so ein wunderbarer Murcks sind, wird der Mörder nicht verraten. ck
Mike Jaeger: „Sabotage – Das Omega-Team“, Rowohlt-Verlag, 12,90 Mark; gefühlter Wert: zwei Mark und drei Groschen
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