: Gedruckte Tarifmauer
■ Zahlreiche Zeitungsdruckereien im Norden werden bestreikt
Bei den Beschäftigten der Druckindustrie und Papierverarbeitung brodelt es: Mit Beginn der Spätschicht traten gestern nachmittag die Beschäftigten der Springer-Tiefdruckerei in Ahrensburg in den Warnstreik. Zeitgleich folgten ihnen die Beschäftigten der benachbarten Springer-Offsetdruckerei, in der unter anderem Bild-Hamburg, das Hamburger Abendblatt und die Hamburg-Ausgabe der Welt gedruckt werden. Im Demozug marschierten die Streikenden zum Sportheim des Ahrensburger TSV, wo sie zusammen mit Beschäftigte von Papierverarbeitungsfirmen eine Streikversammlung abhielten. Ob das Abendblatt heute erscheint, war gestern noch unklar. Auch die Kieler Nachrichten und Flensburger nachrichten waren von Streikmaßnahmen betroffen.
Es war die zweite Warnstreikwelle im Norden. Bereits am Dienstagabend hatten die Beschäftugten der Druckerei Bude in Schwarzenbek die Arbeit niedergelegt, so dass die Hamburger Morgenpost gestern gar nicht oder nur als dünne Notausgabe erscheinen konnte.
Bei den Zeitungsstreiks im Norden geht es nicht allein um mehr Geld – bei den zentralen Verhandlungen für die Druckindustrie fordert die IG Medien bekanntlich 5,5 Prozent mehr Lohn, die Unternehmen bieten nur 2,2 Prozent. Vielmehr verlangen die westlichen Zeitungsverleger bei den regionalen Tarifgesprächen für Redakteure im Tarifgebiet „Küste“ eine Abkoppelung der Verhandlungen für ihre Blätter in Mecklenburg-Vorpommern. IG Medien-Nord-Chef Günther Metzinger: „Die IG Medien wollen den Bau einer neuen Tarifmauer verhindern.“
Kai von Appen
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