: Nordstern Terrania gegen Luna Levitator
Anpfiff in ferner Galaxie anno 4875: Bei „Perry Rhodan“ ist der erste Fußball-Science-Fiction erschienen
Fußball und Science-Fiction haben rein gar nichts miteinander zu schaffen. Fußballfans denken selten über die nächste Saison hinaus. Fußball ist immer jetzt. Höchstens DFB-Werbespots für etwaige Weltmeisterschaften entwerfen futuristische Szenarien. Anders das neue „Perry Rhodan“-Heft: Unter dem Titel „Die Lichtgestalt“ liegt jetzt der erste Science-Fiction-Fußballroman überhaupt an den Kiosken.
Bei Weltraumheldens wird tatsächlich akkurat Fußball gespielt: Mit einem Zeitsprung in das Jahr 4875 beginnt die Geschichte des Spielerstars Falo Gause. Trotz allerlei technischer Innovationen ist sein Weg in die intergalaktische Profiliga so hart und entbehrungsreich wie seit jeher für junge Talente. Zwar dauert das Spiel jetzt 100 Minuten, aber im Grunde ist das Spiel seit fast 3.000 Jahren dasselbe geblieben. „Der Fußballsport veränderte sich am stärksten, als die Menschheit in die Galaxis vorstieß. Anatomische Grenzen taten sich auf, was interplanetare Spiele betraf.“
Die Aliens auf dem terranischen Rasen müssen sich dementsprechend „Mikro-Gravitatoren“ umhängen, um die divergierende Schwerkraft auszugleichen. Den Schiedsrichtern aber stehen im 5. Jahrtausend „syntronische Linienrichter“ zur Seite, deren Entscheidungen über jeden Zweifel erhaben sind ...
Liebevoll werden alle Details futuristischer Fußballmatches ausgewalzt. Falo Gauses Verein „Nordstern Terrania“ ist so etwas wie das Bayern München unter den intergalaktischen Systemliga-Mannschaften. Beinahe jedes Jahr werden sie Meister. Ihr größter Konkurrent heißt „Luna Levitator“, die Mondmannschaft.
Erzählt wird die Geschichte vom Perry-Rhodan-Autor Uwe Anton mit unzähligen nostalgischen Anspielungen. Nicht nur der Titel „Lichtgestalt“ weist den Autor als ganz durchtriebenen Bayern-Fan aus. Perry-Rhodan-Chefredakteur Klaus N. Frick möchte das Heft aber nicht als Promotion-Gag verstanden wissen: „In Leserbriefen werden wir häufig aufgefordert, mehr Alltagsgeschichte auf Terrania zu schildern.“ Die Fußball-Episode erklärt Frick als Anfang einer neuen Miniserie über Probleme von diskriminierten Mutanten im Perry-Rhodan-Kosmos.
Auf raffinierte Mikro-Gravitatoren müssen die Spieler heute noch verzichten. Obwohl, „utopischen Fußball“ (so lautet die Überlieferung) spielte man schon einmal, bei einem Verein namens Borussia Mönchengladbach. Im intergalaktischen Dort und Unbald hat die Saison noch nicht begonnen. Ob Borussia im Hier und Jetzt auch ohne Gravitatoren den Wiederaufstieg in die erste terranische Liga schafft?
Uwe Anton: „Die Lichtgestalt“, „Perry Rhodan“-Heft Nr. 2020. Verlagsunion Pabel Moewig, Rastatt Mai 2000, 3 DM (nur diese Woche am Kiosk)
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