: Theater besser dran?
■ Kultursenator in Erklärungsnot: Mindestens bis 2001 bekommt Bremer Theater Tarifsteigerungen bezahlt
Genießt das Bremer Theater in der Kulturförderung Sonderrechte oder nicht? Diese Frage wird Kultursenator Bernt Schulte (CDU) am kommenden Dienstag vor dem Haushaltsausschuss der Bremischen Bürgerschaft beantworten müssen. Denn wenige Monate nach Unterzeichnung des Intendantenvertrages zwischen ihm und dem Chef des Bremer Theaters, Klaus Pierwoß, ist das Rätselraten über die damals geheim gehaltenen Einzelheiten wieder lauter geworden. Dabei geht es vor allem darum, ob und wie dem Theater die Tarifsteigerungen in voller Höhe erstattet werden.
Am Rande der gestrigen Spielplanpressekonferenz ließ Schulte, der zugleich dem Theateraufsichtsrat vorsitzt, auf Anfrage Einzelheiten verlauten. Demnach erhält das Theater in diesem und im nächs-ten Jahr die Tarifsteigerungen in voller Höhe – zum Teil direkt, zum Teil indirekt durch eine Erhöhung des Zuschusses um eine Millionen Mark. Ab 2002, so Schulte, müsse das Theater die Tarifsteigerungen selbst aufbringen. Dabei geht es um Tariferhöhungen über 1,5 Prozent. Wenn sie um 1,5 Prozent oder weniger steigen, bekommen die großen Kultureinrichtungen sie zusätzlich. So hat's Finanzsenator Hartmut Perschau (CDU) kürzlich bestätigt.
Doch Schultes Darstellung scheint nicht die volle Wahrheit zu sein. Wie ein Theaterinsider sagt, gilt die Vereinbarung über die Tariferhöhungen auch über 2001 hinaus: „Andernfalls wäre Pierwoß nicht in Bremen geblieben.“ Der Intendant selbst macht nur Andeutungen. Doch aus denen ist nicht herauszuhören, dass Pierwoß bei den Vertragsverhandlungen eine ganz fette Kröte geschluckt hat.
Wenn es, wie sich immer mehr andeutet, eine Lex Pierwoß gibt, dann dürfte das Thema noch für Zündstoff in der Diskussion sorgen. Eine Besserstellung des Theaters dürfte nach Einschätzung von Bremer KulturpolitkerInnen für Neid bei den anderen sorgen. Doch man kann den Spieß auch umdrehen: Die Einrichtungen wie die Stadtbibliothek oder die Volkshochschule könnten auch darauf pochen, selbst genauso behandelt zu werden.
Schwieriger wird's dagegen für die kleinen Einrichtungen, deren Förderung haushaltsrechtlich wie Sachkosten behandelt wird – auch wenn sie den größten Teil für Personal ausgeben. Sie dürfen allenfalls mal auf eine pauschale Zuschusserhöhung hoffen. Die Kammerphilharmonie und die Shakespeare Company sollten in diesem Jahr eigentlich in den Genuss dieses Plus kommen. Doch wie Schulte gestern andeutete, wird daraus zunächst nichts. ck
P.S.: Eine Vorschau auf den Theaterspielplan finden Sie in unserer Montagsausgabe
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