: Muntere Meistermacher
■ Bremer Spaßfußball könnte den Bayern die Meisterschaft versauen
Wenn sich der Kollege vom Bezahlkanal Premiere da mal nicht vertan hat. Als Halbzeit war und sich der Presseraum im Weserstadion langsam füllte, weil man doch wissen wollte, wie's woanders so steht, riskierte der Kollege eine dicke Lippe: „Und jetzt zu dem Spiel, das nun wirklich keinen interessiert: Werder-Duisburg...“ Der Kollege hat sich vertan. Könnte nämlich sein, dass die Bayern am Samstag keinen Punkt bei ihrer Aufholjagd auf Leverkusen gewinnen und Werder siegt!
Zugegeben, nach der Pokalfinal-Pleite scheint dieser Gedanke so ganz und gar aus der Welt zu sein. Doch nach dem munteren Spielchen gegen Duisburg ist es so undenkbar nun auch wieder nicht, dass die Bremer den Bayern die Meisterschaft vermiesen. Gründe dafür konnten beim Kick gegen den Absteiger von der Wedau besichtigt werden.
Jaja, ehe jetzt die Experten rund rum die Hände über dem Kopf zusammenschlagen: Der MSV Duisburg ist als sicherer Absteiger angereist, der MSV Duisburg steigt zu Recht ab, es ging um nichts mehr undsoweiter undsofort. Alles wohlbekannt. Aber! Aber Werder war munter wie lange nicht mehr. Man kann's auch genauer sagen: Dieter Eilts schien sich auf seiner Positition neben Frank Baumann in der Innenverteidigung pudelwohl zu fühlen und gab den klassischen Quarterback, dessen lange Pässe ganz uneiltssch sogar ankamen.
Marco Bode spielte einen sehr offensiven Part auf der linken Außenbahn und wirkte wesentlich frischer als in den allermeisten Rückrunden-Spielen. Raschi Tjukuzu hat bei der namibischen Nationalmannschaft offenbar Selbstvertrauen und Sicherheit getankt und war der zweikampfstärkste Spieler auf dem Platz. Damit konnte Tors- ten Frings von den rechten Flanke der Viererkette wieder ins Mittelfeld rücken, was ihm gut tat.
Die Müdigkeit war ihm zwar anzumerken, aber die Lust am Fußball war spürbar. Nicht nur bei ihm, sogar bei Andreas Herzog. Beinahe konnte man die Hoffnung haben, er habe endlich gemerkt, dass sein Kredit beim Bremer Publikum langsam aufgebraucht ist und dass mit schierem Maulheldentum kein Spiel zu machen ist. Raphael Wicky zeigte deutlich, wie sehr er der Mannschaft gefehlt hat. Bernhard Trares war Bernhard Trares, unkaputtbar und dynamisierend.
Und die Spitzen Rade Bogdanovic und Claudio Pizarro fanden endlich mal wieder die Bindung zum Mittelfeld. Ersterer mit weniger, Letzterer mit mehr Glück und Geschick. Dazu immerhin vier Tore, erkämpfte wie rausgespielte, und ein Sensationsgeschoss von Herzog. „Wir haben wieder miteinander gespielt und den Ball laufen lassen“, attestierte auch Thomas Schaaf.
Na also. Und um Motivationshilfe vor dem finalen Spieltag braucht sich der Trainer eh keine Sorgen zu machen. Die Underdog-Rolle war Werder immer schon die liebste. Und Bayern-Trainer Hitzfeld schwadroniert dankenswerterweise über die Meisterschaftschancen seiner Bayern, als hätten die Münchner die Punkte gegen Werder schon im Sack. Wenn er sich da mal nicht vertut. J.G.
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