piwik no script img

reality bites

Das Leben in Bielefeld, so denkt man gemeinhin, bewegt sich zwischen den Heimspielen der Arminia und der Backpulverfabrik von Dr. Oetker. Mehr gibt es über die kleine Metropole am Rande des Teutoburger Waldes nicht zu sagen. Bielefeld ist der Inbegriff der Provinz, und somit ist Bielefeld nahezu überall in Deutschland. Dass aber gerade in dieser Normalität ein ausgesprochener Reiz liegen kann, das beweist der Fotoband „24 Stunden Bielefeld“ (Westfalen Verlag, 224 Seiten, 39,80 DM). Auf Initiative von Studenten des Fachbereichs Gestaltung an der Bielefelder Fachhochschule trafen sich an einem Frühlingstag des letzten Jahres 39 Fotografen und Fotografinnen und veranstalteten ein eintägiges Fotomarathon. Auf 20.000 Aufnahmen haben sie die Stadt und den Tag regelrecht seziert und in kleine abrufbare Schnappschüsse zerlegt. Die 120 besten sind in dem Buch versammelt. Zwar wird dem Betrachter schnell deutlich, dass Herangehensweisen und Techniken der einzelnen Fotografen sehr variieren – wo sich der eine auf viele klassische Schwarzweiß-Porträts fixiert, belichtet ein anderer nur ein einziges Motiv über mehrere Stunden – zusammengenommen aber wollen alle ein altes Versprechen der Fotografie einlösen: ein wirklichkeitsgetreues Abbild vom Leben zu schaffen. Ob dieses aus Impressionen eines Vorstadtbahnhofs, den unscheinbaren Begebenheiten in einer Fußgängerzone oder aus den Innenansichten einer Textilfabrik besteht, ist dabei letztlich egal. Denn der facettenreich gestaltete Bildband will lediglich das zeigen, was wir ohnehin kennen. Es ist das wahre Leben, das uns auf den Fotografien entgegengehalten wird. Unverstellte Details, denen man täglich begegnet. „24 Stunden Bielefeld“ ist somit kein extravaganter Reiseführer durchs östliche Westfalen, sondern vielmehr einer durch die kleinen Trivialitäten des Alltags. RALF HANSELLE

taz lesen kann jede:r

Als Genossenschaft gehören wir unseren Leser:innen. Und unser Journalismus ist nicht nur 100 % konzernfrei, sondern auch kostenfrei zugänglich. Texte, die es nicht allen recht machen und Stimmen, die man woanders nicht hört – immer aus Überzeugung und hier auf taz.de ohne Paywall. Unsere Leser:innen müssen nichts bezahlen, wissen aber, dass guter, kritischer Journalismus nicht aus dem Nichts entsteht. Dafür sind wir sehr dankbar. Damit wir auch morgen noch unseren Journalismus machen können, brauchen wir mehr Unterstützung. Unser nächstes Ziel: 40.000 – und mit Ihrer Beteiligung können wir es schaffen. Setzen Sie ein Zeichen für die taz und für die Zukunft unseres Journalismus. Mit nur 5,- Euro sind Sie dabei! Jetzt unterstützen