: Nur das Beste für Babys Po
Neue Greenpeace-Untersuchungen belegen hohe Konzentrationen des Hormongifts TBT in Baby-Windeln. Hersteller suchen nach der Ursache. Bundesinstitut sieht keine Gesundheitsgefährdung: „Kleinkinder essen die Windeln ja nicht“
von MAIKE RADEMAKER
In mancher Babywindel steckt laut Greenpeace mehr von der hochgiftigen Chemikalie Tributylzinn (TBT), als bisher bekannt. Windelhersteller wie die Firma Paul Hartmann AG, in deren Produkt die Umweltschutzorganisation TBT nachgewiesen haben will, untersuchen die Windeln nun selbst in ihren Labors. Eine Gesundheitsgefährdung besteht für die Babys nach Angaben des Bundesinstituts für gesundheitlichen Verbraucherschutz (BgVV) aber weiterhin nicht.
Greenpeace hatte am Freitag eine Studie vorgestellt, wonach bei vier Pampers-Sorten sowie zwei anderen Fabrikaten (Fixies Ultra Dry und United Colors of Benetton Junior unisex) Organo-Zinn-Verbindungen gefunden wurden. Dazu gehören auch TBT und die verwandten Substanzen DBT und MBT. Die höchste Konzentration des Biozids TBT betrug dabei 8,6 Mikrogramm pro Kilogramm. „Wir haben jetzt noch einmal einzelne Teile untersuchen lassen“, sagte Greenpeace-Sprecher Thilo Maack. „Dabei wurden im Kunststoffbündchen der Windeln bis zu 38,4 Mikrogramm pro Kilogramm gefunden.“ Dies könne kein Zufall mehr sein, meinte Maack. Die Umweltschutzorganisation äußerte den Verdacht, dass das TBT als Stabilisator verwendet wurde. Der Windelhersteller Paul Hartmann AG (Fixies Ultra Dry) bestreitet weiterhin, dass das Unternehmen bei der Produktion selbst oder ein Zulieferer TBT verwendet. Vielleicht stamme das TBT aus Luft oder Wasser, sagte eine Sprecherin. „In jedem Fall sind die von Greenpeace gefundenen Konzentrationen so minimal, dass keine Gesundheitsgefahr besteht.“ Für einen Verkaufsstopp bestehe daher kein Anlass. Greenpeace hatte gefordert, dass die belasteten Windeln sofort vom Markt zu nehmen seien.
Auch das BgVV hält die gefundenen Anteile für gesundheitlich unbedenklich. „Es kommt ja nicht nur darauf an, wie viel gefunden wird, sondern auch, wie viel vom Säugling aufgenommen wird – und die essen die Bündchen ja nicht“, sagte deren Sprecher Jürgen Kundke. Der Wert liege weit unter dem, was die Weltgesundheitsorganisation für bedenklich ansehe. Auch sei bisher der gefürchtete hormonelle Einfluss – eine Vermännlichung – nur bei Schnecken nachgewiesen, nicht aber beim Menschen. „Ungeachtet dessen hat TBT natürlich nichts in Windeln zu suchen“, betonte Kundke.
TBT kommt nicht zum ersten Mal in die Schlagzeilen. Anfang März wurde die Chemikalie, die gegen Faulen und Pilze bei Schiffsrümpfen eingesetzt wird, in den PVC-Aufdrucken von Fußballtrikots gefunden, dann wurde es in PVC-Böden festgestellt. Umweltminister Jürgen Trittin forderte Anfang des Jahres ein weltweites Verbot von TBT.
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