: Busse und Bahnen billig besser
■ VCD schlägt vor, Hamburger Kernnetz im 10-Minuten-Takt auszubauen
Der Verkehrsclub Deutschland (VCD) hat dem rot-grünen Senat eine goldene Brücke für Busse und Bahnen gebaut: Für höchstens fünf Millionen Mark wäre das Netz der öffentlichen Verkehrsmittel wesentlich zu verbessern, hat der alternative Verkehrsclub ausgetüftelt. Der Senat könnte sich ohne viel Aufwand brüsten, auch beim Hamburger Verkehrsverbund (HVV) etwas bewegt zu haben.
Es ist ein Minimalprogramm, das der VCD für die verbleibenden anderthalb Jahre der laufenden Legislaturperiode angeregt hat. „Wir haben ganz bewusst gesagt, wir schreiben nur das rein, was fast nichts kostet“, sagte Verkehrsplaner Bernd-Dieter Schlange. Damit lasse sich das Kernnetz, in dem Busse, U- und S-Bahnen von 9 bis 23 Uhr im Zehn-Minuten-Takt verkehren, auf viele zusätzliche Stre-cken ausdehnen.
Die Planer des VCD versuchten zunächst, einzelne Fahrten in den Fahrplänen so zu verschieben, dass ein durchgehender Zehn-Minuten-Takt erreicht wird. In Osdorf, Bramfeld, Marienthal und Jenfeld hat das geklappt. Auf anderen Strecken müssten zusätzliche Busse und Bahnen eingesetzt werden, etwa auf der S-Bahn-Linie nach Eidelstedt oder bei den Buslinien nach Groß Borstel, Rothenburgsort und Bramfeld oder von Dulsberg nach Wandsbek. Hier beschränkte sich die Arbeitsgruppe auf Verbindungen, die um maximal 12 Fahrten täglich je Richtung aufgestockt werden müssten. „Wir haben nicht gefragt, wo Verbesserungen wünschenswert wären, sondern wo sie billig machbar sind“, rechtfertigte Schlange die Streckenauswahl.
Die Kosten für das Programm halten sich laut VCD in engen Grenzen, weil keine neuen Fahrzeuge angeschafft und keine zusätzlichen Verwaltungsstellen geschaffen werden müssen. Höherer Treibstoffverbrauch und Verschleiß schlügen mit höchstens einer Million Mark im Jahr zu Buche. Teuer wäre das Einstellen zusätzlicher BusfahrerInnen und Putzmänner. Hier fielen maximal drei Millionen Mark an. „Um die Kosten zu decken, muss jeder dritte erwachsene Hamburger jährlich zusätzlich eine Tageskarte kaufen“, rechnete der VCD vor.
Schlange & Co. wollen an den Erfolg bei Einführung des Kernnetzes Anfang der 90er Jahre anknüpfen. Danach seien die Fahrgastzahlen um zwei bis drei Prozent jährlich gewachsen, zwei- bis dreimal soviel wie heute. Auf manchen Strecken sei es sogar gelungen, das Wachstum des PKW-Verkehrs zu stoppen.
Anfang der 90er Jahre, sagte dagegen HVV-Sprecherin Gisela Becker, habe es einen Bedarf gegeben, heute nicht. Der HVV wolle nicht einfach Angebote ins Blaue machen, sondern beobachte sehr genau die Nachfrage. Ein verbessertes HVV-Netz werde zurzeit unter den Behörden abgestimmt. Ende des Jahres soll es vorgestellt werden. Gernot Knödler
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