Kino unter Sternen

„Kurzfilmrolle“ und Freisekt eröffnen heute im Volkspark Friedrichshain die Freiluftkino-Saison

von GRIT FRÖHLICH

Noch ist alles ruhig in der Freilichtbühne Friedrichshain. Die Bänke liegen leer in der Sonne, die Leinwand ist zum Schutz vor Graffiti-Sprayern nach oben gerollt. Doch heute Abend ab 20.30 Uhr werden sich die Bänke und Wiesen rund um die Bühne mit Cineasten in Picknick-Laune bevölkern. Dann beginnt hier die Berliner Freiluftkino-Saison mit Freisekt, Musik und der „Berliner Kurzfilmrolle“.

Die Veranstalter halten sich zugute, das einschlägige Freiluftkino-Programm ausgemistet zu haben. Ein paar Klassiker sind natürlich übrig geblieben, wie die mittlerweile 25 Jahre alte „Rocky Horror Picture Show“. Die „Blues Brothers“ hingegen haben den Winter nicht überlebt. Dafür gibt es dieses Jahr eine Reihe mit Filmen des DDR-Regisseurs Konrad Wolf und eine frische Filmkopie von Hitchcocks „Fenster zum Hof“.

Wenn am 15. Juni der Deutsche Filmpreis verliehen wird, zeigt das Freiluftkino eine Woche lang alle Nominierungen, darunter „The Million Dollar Hotel“, „Buena Vista Social Club“, „Sonnenallee“ und den Favoriten „Die Unberührbare“. Das ganze wird gemischt mit den Kassenschlagern des letzten Jahres wie dem mehrfach Oscar-prämierten „American Beauty“.

Dass in Open-Air-Kinos nur Filme laufen, die mindestens ein paar Monate alt sind, ist ein ungeschriebenes Gesetz. Da sind die Interessen der Verleiher, die zuerst das Geld in den normalen Kinos einspielen wollen. Und da ist das Publikum, gewohnt in bierseliger Open-Air-Atmosphäre Filme zu sehen, die es schon kennt, oder die es verpasst hat.

Eine Ausnahme wird es in der Freilichtbühne Friedrichshain anlässlich des Karnevals der Kulturen am 12. Juni geben: eine Preview von „Havanna mi amor“. Der Dokumentarfilm begleitet eine Hand voll Kubaner beim täglichen Fernsehen einer Soap und zeichnet so ein Portrait von ihnen, jenseits der folklorisierenden Bilder von Wim Wenders’ „Buena Vista Social Club“.

Im Freiluftkino Hasenheide mit den unter Besuchern berüchtigten unbequemen Bänken startet die Saison erst nächste Woche. Noch beherrscht der Rummellärm der Neuköllner Maientage nebenan die Freiluftbühne. Am geschlossenen Tor aber hängen schon die Filmplakate: das leuchtend rote von Pedro Almodovars preisgekröntem „Alles über meine Mutter“ und das vergilbte von der „Legende von Paul und Paula“. Am Freitag, dem 26. Mai geht es los mit „Orfeu negro“ im portugiesischen Original und der Samba-Band „Furiosa“.

Während Berlin seit Wochen in Sommerhitze brütet, wissen die Betreiber der Waldbühne noch immer nicht, wann dort die Kino-Saison beginnen wird. Überraschungen jenseits vom Mainstream wird es aber kaum geben, wenn sie die Ränge füllen wollen.

Das Bethanien in Kreuzberg will dieses Jahr alles anders machen. Das ewig gleiche Feiluftkino-Programm langweilte die Veranstalter. Diesen Sommer wollen sie daher vor allem Originalversionen zeigen, darunter auch einige aus Japan und Hongkong. Start ist erst am 15. Juli und die Bethanien-Saison dauert auch nur sechs Wochen statt der üblichen drei Monate. Rahmen des Ganzen wird die Ausstellung „Z 2000 – Positionen junger Kunst und Kultur“ im benachbarten Künstlerhaus Bethanien sein. Ob das neue Programm funktioniert, oder die Leute doch lieber Filme sehen, die sie schon kennen, wird sich zeigen. Es ist ein Experiment.